Caesar (Andy Serkis, links) will unter allen Umständen seine Familie und seinen Stamm beschützen.

Planet der Affen: Survival

KINOSTART: 03.08.2017 • Science Fiction • USA (2017) • 140 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
War For The Planet Of The Apes
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Budget
150.000.000 USD
Einspielergebnis
488.533.726 USD
Laufzeit
140 Minuten

Filmkritik

Menschlich heißt nicht human
Von Maximilian Haase

Sehr viel ist nicht neu an "Planet der Affen: Survival". Aber dank 3-D-Computergrafik ist eine beeindruckende Kritik an der menschlichen Brutalität gelungen.

Wer sich vom aktuellen Stand der digitalen Animationstechnik im Film überzeugen will, ist derzeit im Kino mit einem Spektakel à la "Valerian" gut beraten. Ein noch eindrücklicheres Bild der State-of-the-Art-CGI kann man sich jedoch abseits explodierender Raumschiffe machen: Die detailreichen Primaten um Hauptfigur Caesar alias Andy Serkis aus "Planet der Affen: Survival" sind von den echten Artgenossen äußerlich kaum zu unterscheiden. Lediglich an Augen und Verhalten, an Empathie und Sprache spiegelt sich die von einem Virus entfachte menschenähnliche Intelligenz. Die letzten überlebenden Menschen hingegen entfernen sich mit ihren Angriffskriegen und Konzentrationslagern im dritten Teil der bemerkenswerten SciFi-Neuauflage immer weiter vom Humanen. Eine düstere Parabel auf die Brutalität der Menschheit.

Die erschütterndste Szene in "Planet der Affen: Survival", das muss man aller Spoilergefahr zum Trotz einfach aussprechen, könnte inhumaner nicht sein – und bildet zugleich ein erschreckend vertrautes Bild aus der menschlichen Historie ab: Hunderte Affen, eingepfercht im Konzentrationslager, zur Arbeit gezwungen, angeleitet von unter Zwang kollaborierenden Artgenossen, pausenlos geschlagen und erniedrigt. Die Szenen aus den KZs der Deutschen während des Holocaust haben sich derart eingeprägt, erscheinen derart als Teil der Conditio Humana, dass sie in einer düsteren Dystopie, einer brutalen Menschheitsparabel wie "Planet der Affen" nur folgerichtig wirken.

Denn eine Parabel bleibt "Planet der Affen" auch im dritten Teil, der hierzulande mit dem Zusatz "Survival" erscheint und damit die unsinnige Re-Anglisierung der englischen Originaltitel der Vorgänger fortsetzt. Der eigentlich "War For The Planet Of The Apes" benannte Film von Regisseur Matt Reeves, der bereits den Vorgänger inszenierte, fabuliert bedrohlicher als je zuvor von der Brutalität des Menschlichwerdens der Affen. Von jener anscheinend dem humanen Dasein innewohnenden Dialektik, die kulturelle, zivilisatorische und sprachlicher Evolution ebenso einschließt wie Barbarei und Niedertracht.

Was ist neu an "Planet der Affen: Survival"?

Neu ist diese Erkenntnis nach den ersten beiden Teilen weder für die Zuschauer noch für die felligen Protagonisten: Der Konflikt zwischen den verfeindeten Affenstämmen ist fürs Erste zwar beendet, die friedliche Koexistenz mit den letzten überlebenden Menschen jedoch scheint in weite Ferne gerückt. Es tobt ein unerbittlicher Krieg, ins Leben gerufen vom menschenhassenden Bonobo Koba (Toby Kebbell). Der von Motion-Capturing-Star Andy Serkis abermals herausragend verkörperte Hauptcharakter Caesar, jener hochintelligente Schimpanse, dessen Geschichte die Reihe erzählt, kann dem kaum etwas entgegensetzen.

Plädiert der von wahnsinnig beeindruckender CGI animierte Affenanführer anfangs noch für die Vernunft der Gewaltlosigkeit und sucht mit seiner Familie und dem Stamm lediglich ein friedvolles Leben, wird auch er bald vom (menschlichen?) Rachekreislauf erfasst. Und wer kann es ihm verübeln? Schließlich attackiert die Söldnertruppe der Menschen, geführt vom Klischee-Colonel (beinahe eine Paraderolle für Woody Harrelson), in einem brutalen nächtlichen Angriff das Versteck der Affen – und tötet munter drauf los. Wie soll ein mutierter Affe eine friedfertige, humanistische Moral aufrechterhalten, wenn die Menschen sie längst verloren haben?

So bleibt Caesar, getrieben von Wut, kaum eine Wahl, als sich mit seinem getreuen Artgenossen Rocket (Terry Notary) und den anderen engsten Vertrauten auf die Jagd nach dem Colonel und dessen Männer zu begeben. Für den Frieden braucht es manchmal Gewalt gegen das Böse – möglicherweise ist auch dies eine traurige dialektische Erkenntnis aus der Geschichte, die "Planet der Affen: Survival" ausführt. Das der Sympathieträger Caesar freilich dennoch auf der richtigen Seite steht, stellt Reeves' Spektakel schnell sicher: Ein KZ als ultimativer Schock, ein erbarmungsloser Menschen-General mit Zigarre, ein hilfloses Menschen-Mädchen (Amiah Miller), das der Affenführer trotz allem rettet.

Auch wenn diese Klischees der Gut-Böse-Konstellation zuliebe zugespitzt sind, auch wenn die kalte Miliz der Menschen dem trauten familiären Heim der Affen etwas platt entgegengesetzt wird: "Planet der Affen: Survival" lotet insbesondere in der Figur des Caesar, der wohl bald als komplexester CGI-Charakter aller Zeiten in die Filmgeschichte eingehen dürfte, die Zweifel und die Moral, die Empathie, die Vernunft und auch die Brutalität des Menschwerdens aus. Dass eine philosophisch-politische Ebene wie diese derart mit den beeindruckendsten Animationen und Special Effects einhergeht, ist ein noch immer seltener Glücksfall.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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