Mickey Pearson (Matthew McConaughey, rechts) will Matthew Berger (Jeremy Strong) sein Cannabis-Imperium verkaufen.
"The Gentlemen" ist ein Film, wie ihn Fans von Guy Ritchie lieben.

The Gentlemen

KINOSTART: 27.02.2020 • Action • USA (2020) • 114 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
The Gentlemen
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
USA
Budget
22.000.000 USD
Einspielergebnis
115.171.795 USD
Laufzeit
114 Minuten
Regie

Filmkritik

Handschrift von Guy Ritchie erkannt man sofort
Von Sven Hauberg

Nach dem Disney-Spektakel "Aladdin" macht Guy Ritchie wieder das, was er am besten kann: "The Gentlemen" ist ein Gangsterfilm im Stil von "Snatch".

Ein Film von Guy Ritchie ist meist ein, nun ja, Guy-Ritchie-Film. Der Brite besitzt wie nur wenige andere Regisseure eine eigene Handschrift, eine, die man meist schon aus der Ferne erkennt. Gut, "Aladdin", Ritchies letzter Film, war anders. Aber der Milliarden-Dollar-Erfolg war vor allem ein Produkt aus dem Hause Disney. "The Gentlemen" ist nun wieder ein Ritchie-Film der alten Schule, ein rasanter Gangsterfilm aus London, stylish, brutal, voll großartiger Musik, sehr männlich. Da heißen Gangster "Dry Eye", essen Soleier, trinken Bier in schäbigen Pubs, sind ein klein wenig rassistisch und philosophieren übers Männlichsein. "Der Löwe überlebt im Dschungel nicht, indem er so tut, als wäre er der König. Er muss der König sein", weiß etwa Mickey Pearson, ein in London lebender Amerikaner, den Matthew McConaughey mit wunderbarer Hinterfotzigkeit spielt.

Dieser Mickey Pearson ist ein schwerreicher Mann, der zu seinem Geld aber nicht auf legalem Wege gekommen ist. Mit dem Anbau von Marihuana – harte Drogen verabscheut er, so viel Stil muss sein – hat er es zu einem Vermögen gebracht. Im ganzen Land betreibt er unterirdische Plantagen, wo seine Mitarbeiter Sorten mit so schmackhaften Namen wie "White Widow Super Cheese" züchten. Dass sie dies ausgerechnet auf beziehungsweise unter den Grundstücken verarmter britischer Lords und Ladys tun, die das Geld dringend benötigen, um die leckenden Dächer ihrer Landsitze zu stopfen, ist ein netter Seitenhieb von Guy Ritchie.

Mickey Pearson liegt schon nach wenigen Filmminuten blutbefleckt am Boden. Was nun folgt, ist also eine Rückblende, die Guy Ritchie mit viel Freude am Legen von falschen Fährten erzählt. Beziehungsweise: Eigentlich ist es nicht der Regisseur, der die Handlung ausbreitet, sondern ein gewisser Flechter, den Hugh Grant, mit schmierigem Grinsen und scheußlichem Bart im Gesicht, zum Star dieses Films werden lässt. Fletcher ist ein Erpresser, der sich nachts ins Anwesen von Ray (Charlie Hunnam) einlädt, einem Geschäftspartner von Mickey Pearson. Fletcher wäre wohl gerne Drehbuchautor, also entwirft er ein Gangstermärchen, das freilich ganz nah dran ist an der Wahrheit, wie der anfangs sichtlich genervte, später zunehmend nervöse Ray erkennen muss.

Es würde "The Gentlemen" viel von dem Spaß nehmen, würde man auf Fletchers Geschichten allzu detailliert eingehen. Nur so viel also: Mickey Pearson will sein Drogenimperium loswerden, am liebsten an den spießigen und ziemlich verkrampften US-Milliardär Matthew (Jeremy Strong). Doch es gibt noch andere Interessenten, etwa den eingangs erwähnten "Dry Eye" (Henry Golding), der allerdings, da Kleingangster, die geforderten 400 Millionen Pfund nicht in der Tasche hat. Was da alles genau läuft, hat Fletcher akribisch recherchiert. Warum er von "Big Dave" (Eddie Marsan), Verleger eines typisch britischen Revolverblatts, ursprünglich auf Mickey Pearson angesetzt wurde, gerät angesichts seiner Entdeckungen fast zur Nebensache. Jeder hat hier seine eigenen Interessen, spielt ein doppeltes Spiel, das nicht selten tödlich endet.

Geschickt baut "The Gentlemen" Spannung auf, führt mal in die eine, dann in die andere Richtung. Man merkt förmlich, welch Freude Guy Ritchie beim Schreiben des Drehbuchs gehabt haben muss, sieht ihn vor sich, wie er sich ins Fäustchen lacht ob all der Finten, die er legt. Bisweilen kommt er sich vielleicht ein bisschen schlauer vor, als sein Film letztendlich ist, zumal er seiner Gangsterballade auch noch eine Meta-Ebene verpasst. Da schlüpft nicht nur Hugh Grant in die Rolle des Drehbuchautors; immer wieder spielt der Film auch damit, dass er ein Film ist, ein Konstrukt, entsprungen dem Hirn eines cleveren Kerlchens.

Ganz zum Schluss kommt sogar Regisseur Ritchie selbst für einen kurzen Moment ins Bild, philosophiert über Sinn und Unsinn von Filmfortsetzungen, und da wird klar, was "The Gentlemen" sein soll: Es ist ein großer Spaß, ein fieser Witz, den sich Guy Ritchie da mit dem Zuschauer erlaubt hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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