Hinter der Frage, ob der Vater oder der Sohn der Fälscher ist, verbirgt sich ein anderes Problem: die Macht des Kunst-Establishments, dem vorgeworfen wird, es habe allzu voreilig eine empfindliche Lücke in den französischen Museen schließen wollen und eine zweifelhafte Sammlung ohne eingehende Prüfung aufgenommen. Der Autor erhebt nicht den Anspruch, die Frage der Echtheit zu klären, über die sich auch die Fachleute noch streiten. Interessant ist allerdings das geradezu detektivische Vorgehen der Experten. Dennoch scheinen nicht die Laborergebnisse sondern geschulte und kundige Augen das letzte Wort zu haben. Eine sinnlich-einfühlsame Untersuchung, die die filmischen Mittel voll ausschöpft. Das Greifbare - Dokumente, Fakten, aber auch Gesten, Farben, Strukturen und Gegenstände - verbindet sich mit dem Intuitiven und der Ungewißheit über das "Wahre". Edgardo Cozarinsky: "Die Beweisaufnahme war für mich schon immer eine ideale Erzählform. Mit brennender Neugier bin ich der Kunsthistorikerin Anne Distel gefolgt, die auf den Spuren des Doktor Gachet zum "private eye" wurde. Was war dieser Doktor Gachet für ein Mensch? Eine alte Polemik, die erst neulich wieder aufgewärmt wurde, möchte ihn zum Fälscher einiger Gemälde stempeln, die sein Sohn den französischen Museen als authentische Werke von Vincent van Gogh gestiftet hat... Die Rolle des Fälschers hätte ihn vermutlich überfordert, wenn man nach den künstlerischen Werken urteilt, die er hinterlassen hat. Dieser bescheidene Arzt mit dem Talent eines Laienmalers hatte als Gelegenheitssammler, der gerne mit den Berühmtheiten seiner Zeit verkehrte, allerdings einen sehr sicheren Instinkt für den künstlerischen Wert ihrer Werke. Abschließend begreift man, wenn man Vincent van Gogh und den Doktor Gachet auf zwei gegenüberliegenden Wänden im Musée d'Orsay ihre Blicke wechseln sieht, daß dieses Rätsel von niemandem je gelöst werden kann.