Wegen Kollegah und Farid Bang

Echo als "Symbol der Schande": Gewinner geben Preis zurück

Der Skandal um die Echo-Auszeichnung der beiden Rapper Kollegah und Farid Bang zieht immer weitere Kreise. Jetzt hat der diesjährige Ehrenpreisträger bekannt gegeben, er werde seine Trophäe aus Protest zurückgeben: Klaus Voormann, der als Bassist mit einigen der Größten spielte und unter anderem das legendäre "Revolver"-Plattencover der Beatles designte, will den Echo fürs Lebenswerk nicht behalten.

Er habe sich bewusst Zeit gelassen, die Texte von Kollegah und Farid Bang genau zu studieren, schreibt Voormann in einem Statement. Nun sei er zu dem Schluss gekommen, das seine Auszeichnung eine "große Enttäuschung" sei. Der Künstler, der kommende Woche das 80. Lebensjahr vollendet, will "sein Unverständnis ausdrücken gegenüber der Verantwortungs- und Geschmacklosigkeit aller verantwortlichen Beteiligten, die es nicht geschafft haben, rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen".

"Symbol der Schande"

Dieselbe Form des Protests wählte kurz zuvor bereits das Notos Quartett. Die Musiker waren 2017 mit dem Echo Klassik ausgezeichnet worden, begreifen die Ehrung aber unter den neuen Vorzeichen als "Symbol der Schande": "Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichnet, ist für uns nicht tragbar", schreiben die Klassik-Stars in einem Statement auf Facebook.

Hintergrund ist die umstrittene Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang: Die beiden Musiker gewannen am vergangenen Donnerstag in der Kategorie "Hip-Hop/Urban national" mit ihrem gemeinsamen Album "Jung, brutal, gutaussehend 3". Bereits die Nominierung hatte breite Empörung ausgelöst. Schließlich finden sich darauf die antisemitisch anmutenden Textzeilen "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".

Während sich die beiden Rapper auf die "Kunstfreiheit" beriefen, hagelte es aus Politik und Gesellschaft Kritik für die Entscheidung der Preisverleiher. "Dass am Holocaustgedenktag ein solcher Preis verliehen wird, ist beschämend", schrieb Bundesaußenminister Heiko Maas auf Twitter. In eine ähnliche Kerbe schlug der jüdische Comedian Oliver Polak: "Dass der Echo diese beiden 'Künstler' am Holocaustgedenktag auftreten lässt, ist an Zynismus und Rohheit nicht zu übertreffen." Als einziger Gast der Echo-Gala äußerte Toten-Hosen-Frontmann Campino während seiner Dankesrede kritische Worte zur Skandalauszeichnung: "Wir sollten keinen tieferen Sinn suchen, wo es keinen gibt."

"Die Musikindustrie steckt den Kopf in den Sand, hofft, das Ungemach zieht vorüber, und lernt nichts", kritisierte nun auch ARD-Unterhaltungskoordinater Thomas Schreiber, bis 2016 verantwortlich für die Live-Übertragung der Preisgala. Er kommt zu der "Erkenntnis, dass dieser Echo keine Berechtigung mehr hat: weder inhaltlich noch moralisch".

Konsequenzen angekündigt

Konsequenzen? Soll es geben. Wie Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), am Sonntag erklärte, "wird der Preis auf Entscheidung des Vorstandes vom heutigen Tag nun überarbeitet werden". Details nannte Drücke nicht, jedoch versprach er eine "umfassende Analyse und die Erneuerung der mit der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen". Der BVMI-Vorsitzende weiter: "Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt. Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben."

Ausschlaggebend für die einzelnen Echo-Verleihungen sind bisher in den meisten Kategorien die Verkaufszahlen. Aus den fünf kommerziell erfolgreichsten Acts pro Kategorie, darf eine Fachjury ihren Favoriten wählen, was wiederum zur Hälfte in die Siegerentscheidung einfließt.

Ob der Sender VOX die Echo-Gala 2019 erneut übertragen wird, ist derzeit offen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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