Kriegsfilme: Mahnung und Appell

"Dunkirk" von Christopher Nolan zeigt britische Soldaten im Zweiten Weltkrieg am Strand in der Normandie.
"Dunkirk" von Christopher Nolan zeigt britische Soldaten im Zweiten Weltkrieg am Strand in der Normandie.  Fotoquelle: 2016 Melinda Sue Gordon / Warner Bros. Ent. Inc. & Ratpac Dune

Sie sind verstörend, aber wichtig. Kriegsfilme, oder besser Antikriegsfilme, zeigen mit eindrücklichen Bildern die Schrecken des Krieges. Viele Filmemacher verstehen sie als Mahnung und gleichzeitig Appell. Hier finden Sie eine Übersicht über die besten und eindrücklichsten Kriegsfilme bei den Streaminganbietern.

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Von Felix Förster

Kriegsfilme stellen kriegerische Auseinandersetzungen und Schlachten dar, meist anhand der Schicksale einzelner Soldaten. Antikriegsfilme bilden kein eigenes Genre ab, sie sind vielmehr eine Variante des Kriegsfilms, in der ein Friedensappell in direkter oder indirekter Form präsentiert wird.

Welche Kriegsfilme prägten das Genre besonders?

Das Kriegsfilm-Genre hat eine hohe Anzahl an bedeutenden Filmen zu bieten. Dabei unterscheidet man zwischen reinen Materialschlachten – beispielsweise "Der längste Tag" von 1962, "Schlacht um Midway" von 1976 und 2019, "Die Brücke von Arnheim" von 1977 oder "Pearl Harbor" von 2001 – und kritischeren Filmen, welche die Sinnhaftigkeit des Krieges hinterfragen. Im Folgenden beschränken wir uns auf die zweite Kategorie. (Hinweis: Viele der älteren Filme sind aktuell wenn überhaupt nur als Kauf- oder Leihtitel verfügbar.)

Im Westen nichts Neues (1930): Lewis Milestones Umsetzung des Romans von Erich Maria Remarque wurde 1979 noch einmal für das US-Fernsehen und 2022 für Netflix erneut verfilmt.

Westfront 1918 (1930): G.W. Pabsts Film kam sieben Monate vor „Im Westen nichts Neues“ in die Kinos und besticht auch heute noch durch seine realistische Darstellung des mörderischen Kampfs in den Schützengräben der Westfront. Der Film wurde 1933 in Deutschland verboten.

Wege des Ruhms (1957): Stanley Kubricks Frühwerk mit Kirk Douglas spielt nur kurz auf dem Schlachtfeld. Den größten Teil nimmt die Anklage der französischen Soldaten ein, denen "Feigheit vor dem Feind" vorgeworfen wird. Der Film stellt die Brutalität des Krieges durch den unmenschlichen Umgang der "Eliten" mit dem einfachen Soldaten dar; bis Mitte der 1970er-Jahre in Frankreich verboten.

Die Brücke (1959): Bernhard Wickis Film mit Fritz Wepper und Volker Lechtenbrink schleicht sich dem Zuschauer ganz langsam ins Bewusstsein und schockt dann umso mehr. Selten wurde die Sinnlosigkeit des Kriegs besser dargestellt als am Beispiel der verblendeten und als Kanonenfutter eingesetzten deutschen Kindersoldaten.

Dr. Strangelove (1964): Der deutsche Titel lautet "Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" und passt ausnahmsweise einmal perfekt. Diese bitterböse Satire ist eine One-Man-Show für Peter Sellers (Inspektor Clouseau). Stanley Kubricks Abrechnung mit der atomaren Aufrüstung auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges ist heute – wieder – hochaktuell.

Die durch die Hölle gehen (1979): Ins Gedächtnis brennt sich vor allem die "Russisch-Roulette-Szene" ein, in der Vietcong-Soldaten US-Marines zu eben diesem "Glücksspiel" zwingen. Michael Ciminos Werk mit Robert de Niro und Christopher Walken wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet.

Apocalypse Now (1979): Der Hauptdarsteller bekommt während der Dreharbeiten einen Herzinfarkt, der große Star des Films ist so dick, dass er nur im Dunklen aufgenommen werden kann, und der Regisseur verzweifelt an Taifunen und Budgetproblemen: Trotz dieser Vorzeichen einer der besten Filme aller Zeiten.

Das Boot (1981): Wolfgang Petersens Geniestreich sollte in der Fassung der TV-Serie mit 309 Minuten Laufzeit geschaut werden. Die Sky-Serie, die seit 2018 läuft, setzt andere Schwerpunkte, ist aber auch sehenswert.

Platoon (1986): Oliver Stone setzt sich mit seinen Erlebnissen im Vietnamkrieg auseinander und schaffte mit dem Kinohit von 1986 ein brutales und zynisches Meisterwerk.

Full Metal Jacket (1987): Die erste Hälfte von Stanley Kubricks Kriegsfilm spielt im Ausbildungslager von Parris Island und stellt den menschenverachtenden Drill dar, der normale US-Bürger in Killermaschinen transformiert. Die Hölle von Vietnam wurde in alten Industrieanlagen in London gedreht. Selten sah der Kriegsschauplatz trostloser und brutaler aus.

Der Soldat James Ryan (1998): Die Landung der Alliierten in der Normandie wurde nie realistischer und brutaler dargestellt als in Steven Spielbergs Epos.

Der schmale Grat (1998): Philosophische Ansätze und die getragene, langsame Erzählweise machen Terrence Malicks Film zu einer Herausforderung, die sich jedoch lohnt.

Letters From Iwo Jima (2006): Im Doppelpack mit "Flags Of Our Fathers" gedreht, schildert Clint Eastwood die Verteidigung der Pazifikinsel Iwojima aus japanischer Sicht und setzte den bis dato meist namen- und gesichtslos dargestellten japanischen Soldaten ein Denkmal.

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