C (Casey Affleck) und seine Frau M (Rooney Mara) könnten glücklicher kaum sein.
Titel und Plakat deuten auf einen Horrorfilm hin. Doch "A Ghost Story" ist völlig anders.

A Ghost Story

KINOSTART: 07.12.2017 • Drama • USA (2017) • 93 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
A Ghost Story
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
USA
Budget
100.000 USD
Einspielergebnis
15.584.255 USD
Laufzeit
93 Minuten

Filmkritik

Trauer eingehüllt im Bettlaken
Von Sarah Schindler

Gespenst sein ist einfach: Schnell ein weißes Laken über den Kopf geworfen, zuvor noch zwei Löcher reingeschnitten und los geht's. Was früher nur bedingt gruselig war, wird in "A Ghost Story" auch nur als bildhafter Katalysator für die emotionale Welt eines schmerzhaften Verlusts benutzt. Wer auf der Suche nach Horror mit einer ordentlichen Portion Schockmomenten ist, wird von "A Ghost Story" enttäuscht sein. Stattdessen erwartet das Publikum eine fantastische Geschichte über Zeit, das Leben nach dem Tod und das davor.

Der Songwriter C (Casey Affleck) und seine Frau M (Rooney Mara) führen eine glückliche Ehe mitten im Nirgendwo. Doch das ändert sich schlagartig, als C völlig unerwartet bei einem Autounfall ums Leben kommt. Aber er verabschiedet sich nicht von dieser Welt, sondern bleibt zurück als Geist, der alles beobachtet, ohne daran etwas ändern zu können. Langsam aber sicher entgleitet ihm das, was einst sein Leben war. Ohne ein Gefühl für Zeit und die Akzeptanz, nicht mehr Teil des Lebens zu sein, bleibt nur noch ein Geist zurück, der vielleicht dazu verdammt ist, für immer einer zu bleiben.

David Lowery hat mit einem minimalen Budget einen Film gemacht, der beweist, dass es für ein beeindruckendes Werk keine überladenen Effekte braucht. Sondern vor allem Einfühlungsvermögen und eine Bildsprache, die auch in kleinem Rahmen funktioniert. Denn die Geschichte von C und seinem (nicht mehr vorhandenem) Platz in der Welt nimmt schon so viel Raum ein, dass es gar nicht mehr viel Drumherum braucht.

Zusehen zu müssen bei den tragischen Momenten, die der Verstorbene durchlebt, hinterlässt mehr Spuren als so manch hoch budgetierter Hollywoodkracher. Das Gefühl, ewig an einen Ort gebunden zu sein, dabei zusehen zu müssen, wie sich die Welt weiterdreht, während man selbst langsam verschwindet, ohne wirklich wegzugehen, überträgt sich äußerst beklemmend auf den Zuschauer.

Unglaublich eindrucksvolle Umsetzung

Trotzdem birgt "A Ghost Story" auch ab und an komische Momente, die an Absurdität grenzen. Durch die gelegentliche Deplatzierung des Bettlaken-Gespensts wird es ermöglicht, der fast schon zerberstenden Tragik kurz zu entweichen. Ohne diese auflockernden Situationen wären die oftmals statischen Szenen mit all ihrer Emotionalität kaum auszuhalten. Der Geist bewegt sich ohne ein Gefühl von Zeit, springt manchmal über Jahre und Jahrhunderte in ihr umher. C verfolgt, wie seine Frau die Trauer durchlebt, sie überwindet und ihr Leben woanders weiterlebt. All dieser Schmerz und die Ungewissheit, ob er jemals aufhört zu sein, sind vor allem durch ihre Einfachheit unglaublich eindrucksvoll umgesetzt. Niemand kann sich diesem Sog entziehen.

Wenn sich auch Casey Affleck die meiste Zeit unter einem Bettlaken befindet, spürt man faszinierenderweise trotzdem, was in C vorgehen muss. Rooney Mara glänzt zwar durch ihre Authentizität, aber Star dieses Kammerspiels bleibt der Geist und die Welt um ihn herum. Selten gab es einen Film, der so intensiv das Gefühl von Trauer, Verlust und Beklemmung so gut eingefangen hat wie "A Ghost Story" von David Lowery.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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