Jong-su (Yoo Ah-in) ist skeptisch. Er ist ängstlich und doch auf der Suche nach der Wahrheit.
Nach einer Vorlage von Haruki Murakami entstand "Burning", ein spannender Krimi jenseits aller Klischees.

Burning

KINOSTART: 06.06.2019 • Drama • KR (2018) • 148 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Beoning
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
KR
Budget
7.080.000 USD
Einspielergebnis
6.591.038 USD
Laufzeit
148 Minuten

Filmkritik

In aller Bescheidenheit
Von Claudia Nitsche

In "Burning" ist ein Junge auf der Suche nach seiner Liebe. Doch der Regisseur dieses südkoreanischen Dramas beherrscht den Slalom und steckt immer neue Fähnchen in den Schnee. Ein erzählerisches Feuerwerk in Slow Motion.

Könnte man aus der Körperspannung des Protagonisten die Qualität eines Filmes ableiten, dann wäre der diesjährige südkoreanische Oscar-Kandidat "Burning" wahrlich ein schlaffes Werk. Dabei hat Jong-su (Yoo Ah-in) heute einen seiner besseren Tage. Er wird von der hübschen Hae-mi (Jeon Jong-seo) angesprochen, die sich als seine Nachbarin von früher vorstellt. Er kann sich zunächst nicht erinnern, doch schon bei der ersten geteilten Zigarette wird klar: Das wird hier keine normale Geschichte. Alles ist spannend und doch nicht greifbar.

Hae-mi ist ein spezielles Mädchen, das den schüchternen Jong-su gleich im Griff hat. Nach der ersten Nacht packt sie den Holzhammer aus: Sie muss mal ein paar Wochen nach Afrika – ob ihr neuer Freund wohl ihre Katze füttern könnte in dieser Zeit? Na, klar. Man sieht dem schlurfenden Jungen an, dass er schon öfter Ja gesagt hat bei Dingen, die er gar nicht tun wollte. Jong-su willigt ein, und auch wenn sich die Katze nie sehen lässt, versorgt er sie pflichtbewusst.

Es geht unerfreulich weiter. Als Hae-mi zurückkommt und er sie vom Flughafen abholt, ist da Ben (Steven Yeun). Ein Freund, den sie im Urlaub kennengelernt hat. Missliche Situationen im Ausland schweißen schnell zusammen, erklärt Hae-mi, und so ist Ben fortan einfach da. Zurück zu einer Arbeit muss er nicht, Geld hat er bereits so viel, als wäre er seit Jahren Privatier. Ben ist – wenn auch ganz anders – ebenso wenig greifbar wie Hae-mi, und es ist so widersinnig wie unausweichlich, dass alle drei fortan ihre Zeit miteinander verbringen.

In diesem Abschnitt des Films meint man, das zweieinhalb-Stunden-Werk könnte sich doch etwas ziehen. Verwunderlich wäre es nicht, denn die Kurzgeschichte "Scheunenabbrennen" von Haruki Murakami, auf der "Burning" basiert, war nur zehn Seiten lang. Der südkoreanische Regisseur Lee Chang-dong nutzt sie zwar als Vorlage, doch Vorlage wofür eigentlich? Geht es ihm um die "Gatsbys in Korea", die vielen jungen Reichen, die einer immer ärmer werdenden Gruppe Gleichaltriger gegenüber parkt? Selbstredend im Porsche, wie auch Ben einen fährt. Jong-su ist nicht neidisch, wenngleich er gerne eine zündende Idee für sein eigenes Leben hätte. Feuer ist ein großes Thema in dieser Geschichte, vor und nach Hae-mis geheimnisvollem Verschwinden, das "Burning" in eine neue Richtung drängt.

Viel mehr als nur eine Liebesgeschichte

Vor wie nach seiner Wendung ist dieser Film auf seltsame Weise langsam erzählt. Seltsam auch deswegen, weil der subversive Krimi nicht langweilig wird. Obwohl die Erwartungen stets unerfüllt bleiben, geht der Zuschauer mit in die Irre. Wenn man meint, sich zwischen all den unsichtbaren Katzen und verborgenen Aggressionen zurechtgefunden zu haben, klappt Regisseur Lee sein Buch wieder zu. Sein Publikum zerquetscht er dabei wohl wissend wie eine Fliege zwischen den Seiten.

Da sitzen wir in einer Welt voller unausgesprochener Gedanken und entkommen dem dramatischen Endpunkt nicht, der logische Folge der südkoreanischen Zurückhaltung sein könnte. Es geht um vieles mehr als nur um eine Liebesgeschichte oder um Klassenunterschiede. Allein die Kommunikationsprobleme sind vielfältig interpretierfähig. Wer den Anfang aufmerksam verfolgt, könnte auch an einen irrwitzig eingefädelten Rachefeldzug glauben. Das größte Kompliment an den südkoreanischen Regisseur gebührt seiner Bescheidenheit. Denn mit der arbeitet er stilistisch in Wort und Bild. Vielleicht ist man ihm deshalb nicht böse, obwohl er einen an der Nase herumführt, unschuldig und mit der gebotenen Zurückhaltung.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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