George Sluizer

Lesermeinung
Geboren
25.06.1932 in Paris, Frankreich
Alter
91 Jahre
Sternzeichen
Biografie
Der Niederländer George Sluizer ist von 1954 bis 1956 auf der Pariser Filmhochschule IDHEC und beginnt als Regieassistent bei Michael Andersons "In 80 Tagen um die Welt" (1956) und Bert Haanstras Dorf-Komödie "Fanfare/...und die Musik bläst dazu" (1958). Am Anfang seiner Karriere stehen mehrere Preise für Kurz- und Dokumentarfilme (etwa für den experimentellen Kurzfilm "Clair obscure" von 1963), die er in den frühen 60er Jahren als Produzent und Regisseur für das Fernsehen dreht. Zahlreiche Dokumentarfilme entstehen auf Reisen durch Europa und Brasilien, einige davon im Auftrag der "National Geographic Society".

Sluizer setzt diese Tätigkeit auch in den 70er Jahren fort - es entstehen Werke wie "Love And Music" über ein Pop-Festival in den Niederlanden - und weitet sie auf Spielfilme aus. Mit "Joao und das Messer" (1972) liefert Sluizer sein Spielfilmdebüt: In dieser bildgewaltigen niederländisch- brasilianischen Produktion geht es um einen alternden Kuhhirten, der immer noch von dem Ruhm profitiert, daß es er einst einen Jaguar tötete. Als der Witwer eine junge hübsche Frau heiratet, befürchtet er Schwierigkeiten mit seinem erwachsenen Sohn. Er bringt seine Frau auf eine einsame Farm, weil er selbst das große Geld machen will...

Von 1972 bis 1979 ist Sluizer auch Dozent an der Niederländischen Filmakademie, von 1974 bis 1980 Mitglied des Kunstbeirats im Ministerium für Kultur. Wohl deshalb entsteht sein nächster Spielfilm erst 1977: "Liebe ohne Skrupel" basiert auf dem Harry-Mulisch-Roman "Zwei Frauen". In diesem Melodram konnte Sluizer auf international renommierte Darsteller wie Anthony Perkins und die Ingmar-Bergman-Schauspielerin Bibi Anderson zurückgreifen.

Sluizer versucht sich auch als Produzent, hauptsächlich von niederländischen Filmen, und es entstehen Werke wie die Hugo-Claus-Verfilmung "Het Jaar van de kreeft" (1977, Regie: Herbert Curiel) oder Jacob Bijls "Tiro - Ruf des Jägers" (1979). Eines seiner bekanntesten Projekte ist die Zusammenarbeit von Werner Herzogs "Fitzcarraldo" (1982), bei dem Sluizer als "Set-Producer" im brasilianischen Regenwald fungierte.

In den folgenden Jahren produziert Sluizer Rudolf van den Bergs "Bastille" (1984) - hier übernahm er wie in dem folgenden FIlm auch eine Gastrolle - und inszeniert 1985 die amerikanisch-niederländische Co-Produktion "Red Desert Penitentiary" nach einem Roman des Niederländers Tim Krabbé.

Einen besonderen Erfolg landet er 1988 mit dem Psychothriller "Spurlos verschwunden" - wiederum nach eimem Roman von Krabbé: Während des gemeinsamen Frankreich-Urlaubs verschwindet die Frau eines niederländischen Paares plötzlich spurlos. Der junge Mann weiß genau, daß etwas Furchtbares passiert sein muß. Doch die jahrelange Suche bleibt erfolglos. Die Suche wird zur Obsession, und der Mann bittet schließlich via Fernsehen den Täter, mit ihm in Kontakt zu treten. Genau das passiert tatsächlich: Der Mörder - ein freundlicher Familienvater - zeigt infolge der Hartnäckigkeit des Mannes, was er vor Jahren mit seiner Freundin gemacht hat, indem er ihn das gleiche Schicksal erleiden läßt. Sluizer produziert hier ein beeindruckend finsteres Bild eines bedächtigen und harmlos wirkenden Mörders und der verzweifelten Suche nach einem Opfer. Dank der realistischen Darstellung geht das bitterböse Ende ziemlich unter die Haut.

Diese Geschichte interessiert amerikanische Geldgeber so sehr, dass sie Sluizer für ein stargespicktes Remake engagieren. Die Hauptrollen spielen Jeff Bridges, Kiefer Sutherland, Nancy Travis und die noch unbekannte Sandra Bullock. Diese US-Version, "Spurlos", entsteht 1993 und läßt erstaunlicherweise wenig von der Qualität des Originals vermissen, auch wenn das ursprünglich rabenschwarze Ende gehörig weichgespült wurde.

Zwischendurch dreht Sluizer noch mit deutschen und britischen Geldern den Film "Utz" (1991) mit Armin Mueller-Stahl, Brenda Fricker und Paul Scofield. Hier erzählt er die skurille Geschichte des Baron von Utz, dessen kostbare Sammlung von Meissener Porzellan in Prag auf unerklärliche Weise verschwunden war. Armin Mueller-Stahl äußert sich über Regisseur Sluizer: "Der Holländer ist ein Mann des Aprilwetters, immer mal anders. Ich muß ihm aber große Anerkennung aussprechen. Er hat bei 'Utz' kolossale Arbeit geleistet und die verschiedenen Zeitebenen wunderbar miteinander verwoben. Er hat aus geringen Möglichkeiten viel gemacht."

1993 beginnt Sluizer mit dem Horrorfilm "Dark Blood", der jedoch wegen künstlerischer Streitigkeiten und Geldmangels unvollendet bleibt. 1995 entsteht "Crimetime - Das Auge des Verbrechens", ein Psycho-Thriller, der sich mit der Gier der Medien nach Mordereignissen beschäftigt: Schauspieler Bobby Mahon mimt in der TV-Show "Crimetime", in der allwöchentlich schwere Verbrechen nachgestellt werden, meistens die Täter. Als ein brutaler Mord verübt wird, spielt Bobby den Mörder. Derweil tötet der wahre Killer munter weiter und gibt Bobby damit auch Sicherheit und sogar Ruhm im Beruf. Doch je mehr sich der Mime mit den Taten auseinandersetzt, desto stärker schlüpft er in den Seelenzustand des Serienmörders. Als dieser von einem furchtlosen Opfer übel zugerichtet wird, verliert er seine Obsession. Bobby bangt nun um seinen Job, hat dann aber eine entsetzliche Idee... Trotz vorhersehbarem Plot ein Thriller mit Gänsehaut-Effekt!

1996 inszeniert er gemeinsam mit Regisseur Carlos de Silva die ungewöhnliche Geistergeschichte "Dying to Go Home". 1997 folgt er den Politkrimi "Der Commissioner - Im Zentrum der Macht" mit John Hurt, Armin Mueller-Stahl und Johan Leysen, der auf der Berlinale 1998 im Wettbewerb gezeigt wird.

Sluizer sagt: "Meine Stärke als Filmemacher liegt in meinen Ansichten und Überzeugungen und nicht in der 'communis opinio' der meisten Leute. Filmemachen ist für mich eine Kombination meiner persönlichen Sichtweise und dem, was meiner Meinung nach der Zuschauer sehen will. Letztlich stelle ich bloß ein Fundament zur Verfügung, auf dem das Publikum die Geschichte aufbauen, nach seinen Stimmungen und Gefühlen neu erfinden muß. Aber ich leugne nicht, daß ich ein grundsätzliches Bedürfnis habe, den Betrachter zu verstören."

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