Film im ZDF

"Flammenmädchen": Bei diesem Landkrimi kann man fast neidisch werden

23.05.2022, 16.49 Uhr
von Wilfried Geldner

Ein junges Mädchen legt Brände in einem Dorf. Während die Ermittler zunächst im Dunkeln tappen, weiß der Zuschauer von Anfang an Bescheid. Ein richtig guter "Landkrimi" aus Österreich.

ZDF
Flammenmädchen
Krimi • 23.05.2022 • 20:15 Uhr

Während die Feuerwehrmänner mit ihrer gewaltigen Wasserspritze wedeln, legt eine halb vermummte Gestalt immer wieder Brände in alten Schuppen. Unter der Kapuze ist unschwer eine junge Frau zu erkennen – da ist der Titel "Flammenmädchen" programmatisch. Als es in einem der Schuppen eine verkohlte Leiche gibt, ist das Entsetzen groß. Auch die Machos von der Feuerwehr glauben nun nicht mehr, dass der Täter einer der ihren ist. Doch ein letzter Verdacht bleibt: Wollte sich jemand am Feuerwehrchef, einem einflussreichen Immobilienmakler rächen?

Franzi Heilmayr und Martin Merana (Stefanie Reinsperger, Manuel Rubey) sind ins Dorf gekommen, um den Fall aufzuklären. Ein höchst ungleiches, jedoch sensibles Pärchen, das sich dem Zorn der Hinterbliebenen, des Ehepaares Moser, ausgesetzt sieht. Dessen Sohn Sebastian war offensichtlich die ganze Hoffnung seines Vaters, mit einem Riesen-Grundstücksdeal sollte er in dessen Fußstapfen treten.

"Flammenmädchen" ist nicht nur ein spannender Whodunit-Fall, sondern zugleich das sublime Porträt eines Salzburger Dorfes, seiner Hierarchien und Strukturen. Früh schon wird erahnbar, dass Sophie, die ungelittene Tochter des Dorfwirts, das mit Molotowcocktails zündelnde Mädchen ist. Ihr Außenseitertum innerhalb der Dorfgemeinschaft wird früh deutlich, besonders von anderen Jugendlichen wird sie gemobbt. "PR-Frau" müsste sie werden, sagt mal Franzl, die Polizistin zu ihr. Doch sie antwortet, sie sei selbst für die Berufsschule "zu blöd".

Zwischen Dramatik und Leichtigkeit

Zwar liefern die Zeitungen Schlagzeilen wie "Ein Dorf in Angst" oder "Feuerteufel schlägt erneut zu", doch verzichten Drehbuch und Regie (Sarah Wassermaier, Catalina Molina) weitgehend auf grelle Thrillereffekte. Eher bedächtig geht es zu. Und im Kreis der Verdächtigen kommt sogar so etwas wie Komik auf, etwa wenn LKA-Mann Martin (Rubey) in einer Zurückgekehrten unverhofft eine alte Jugendfreundin wiedertrifft. Sie hat ihren ererbten Grund für viel zu wenig Geld an den Makler verkauft. Überkam sie späte Reue? Der Verdacht weicht sehr bald einem Liebes-Revival zwischen Martin und Marlies (Christina Trefny), wenn auch erstaunlich ungelenk.

So pendelt dieser neue "Landkrimi" zwischen höchster Dramatik und schöner Leichtigkeit. Die Felswände der Heimat müssten gar nicht so nahe sein, der Dialekt verbindet, Polizei und Täter sind in der Dorfgemeinschaft fast eins.

Ärgerlich nur, dass der ORF-Krimi (Koproduzent ZDF) schon so lange im Backofen schmort. Bereits beim Filmfestival Diagonale gewannen die Schauspielerinnen Stefanie Reinsperger und Annika Wonner (als jugendliche Feuerteufelin) dank ihrer knappen, prägnant gesetzten Dialoge den österreichischen Filmpreis Romy – sehr zu Recht. Verdient hätte ihn allerdings das ganze Ensemble, vom letzten Feuerwehrler bis zum Tresenwirt. Jenseits der Grenze könnte man richtig neidisch werden, so stark ist der Film.

Bereits am Mittwoch, 25. Mai, (20.15 Uhr) folgt mit "Vier" aus Niederösterreich ein weiterer hochkarätiger ORF-"Landkrimi" im ZDF.

Flammenmädchen – Mo. 23.05. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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