Bei "Markus Lanz"

Grüne-Jugend-Sprecherin über 20-Stunden-Woche: "Dass man keine Lust mehr hat, viel zu arbeiten, finde ich total vernünftig"

07.03.2024, 09.37 Uhr
von Doris Neubauer
Markus Lanz begrüßte am Mittwoch zum Gespräch: Franziska Brandmann (Mitte), Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, und Katharina Stolla, Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend.
Markus Lanz begrüßte am Mittwoch zum Gespräch: Franziska Brandmann (Mitte), Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, und Katharina Stolla, Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend.  Fotoquelle: ZDF / Cornelia Lehmann

Am Mittwochabend war Katharina Stolla, die Sprecherin der Grünen Jugend und Franziska Brandmann, von den Jungen Liberalen, bei Markus Lanz zu Gast. Die Grünen-Politikerin kritisierte den Kapitalismus und zeigte sich offen für eine 20-Stunden-Woche. Mit der These, das sie es für vernünftig halte, keine Lust mehr auf viel Arbeit zu haben, brachte sie den Moderator zum Staunen. 

Vor zwei Wochen waren die Spitzen von Jusos und Junger Union im ZDF-Studio. In seiner "Neuauflage des Duells um Mitternacht" hatte Markus Lanz am Mittwoch die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, und die Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend zu Gast. Beim Thema Finanzierung des Rentensystems wollte der Moderator wissen, wer das angesichts des demografischen Wandels künftig finanzieren solle. Nicht der einzige Punkt, an dem Lanz mit seiner Fassung rang.

Ambivalentes Verhältnis zum Kapitalismus?

"Sie argumentieren schon den ganzen Abend lang gegen den Kapitalismus, aber an dem Punkt ist der Kapitalismus eine feine Sache: Sie wollen noch mehr Kohle, und noch mehr Kohle, damit das böse kapitalistische System irgendwie weiter geht?" Immer wieder hatte der "einigermaßen junge Mensch" Lanz versucht, die Lösungsansätze der "jungen Menschen" zu verstehen. Doch die mitunter sprunghafte Argumentation von Katharina Stolla machte es ihm sichtlich nicht leicht.

Damit die "Menschen gut leben im Hier und Jetzt und morgen in der Rente" solle der Staat Geld bereitstellen. Investitionen wären auch notwendig, "damit das Wirtschaftswachstum wieder in die Höhe schnellt". Das wurde Markus Lanz nach mehrfachem Nachfragen ("Wer erarbeitet das?") offensichtlich zu bunt.

Angesprochen auf ihr ambivalentes Verhältnis zum Kapitalismus musste sogar Stolla schmunzeln, wenn auch sichtlich verlegen: Man müsse bedenken, wo man lebe – und das sei nun einmal im Kapitalismus, versuchte sie sich aus dem Fettnäpfchen zu ziehen. "Aber das mögen Sie doch auch?", meinte Lanz verschmitzt.

Das konnte die Grüne Jungpolitikerin nicht auf sich sitzen lassen: "Im Kapitalismus leben? Ich glaube, dass es für ganz viele Menschen nicht funktioniert", sprach sie sich dafür aus, über Alternativen nachzudenken. "Gleichzeitig ist es eine Illusion, dass ich morgen einen Antrag schreiben kann und der Kapitalismus ist abgeschafft. So funktioniert es nicht."

Katharina Stolla: "Meine Generation ist extrem leistungsbereit"

"Dass man keine Lust mehr hat, viel zu arbeiten, unser ganzes Leben dafür zu geben, dass man am Ende kaputt gearbeitet ist, finde ich total vernünftig", sprach sich die Grüne-Jugend-Sprecherin sodann für eine Vier-Tage Woche bei vollem Lohnausgleich aus. Auch eine 20-Stunden-Woche "wäre doch super, oder, aus deiner Argumentation heraus?" – verwies ihre Widersacherin Franziska Brandmann daraufhin auf einen Vorschlag der Jusos. "Wenn wir das mit den 30 Stunden bei vollem Lohnausgleich geschafft haben, können wir uns gern weiter unterhalten", war Stolla dem nicht abgeneigt.

Grundsätzlich mache "mehr Arbeit" keinen Sinn. Schon heute mache ein Drittel der Auszubildenden regelmäßig und unentgeltlich Überstunden. Zudem wäre die Generation aufgrund von Corona, Teuerungs- und Klimawandel "extrem krisengebeutelt". Jeder dritte junge Mensch leide an Depressionen.

Den Vorwurf, faul zu sein, lehnte Stella hingegen als völlig absurd ab und wusste es auch zu begründen: "Meine Generation ist extrem leistungsbereit", bezog sie sich darauf, dass sie seit fünf Jahren die Klimabewegung aufgebaut und nicht nur die Klimaproteste, sondern auch die Demonstrationen gegen rechts ermöglicht hätte. "Das ist nicht Arbeit im klassischen Sinne", stellte Lanz daraufhin klar.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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