Union Berlin in der Champions League: Die unglaubliche Reise
Die Dokumentation "Union – Die besten aller Tage" begleitet den 1. FC Union Berlin auf dem Weg in die Champions League und zeigt die Menschen, die den Erfolg möglich machten. Annekatrin Hendels Film feiert die familiäre Atmosphäre des Kultclubs und beleuchtet den täglichen Kampf zwischen Tradition und modernen Anforderungen.
Hochglanz-Fußball-Dokumentationen der Marke "All or Nothing" gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer: Eine Mannschaft lässt sich über eine Saison hinweg von vielen Kameras begleiten und am Ende steht das Filmwerk über eine sportliche Heldenreise oder – seltener – das komplette Scheitern einer Mission, wie zum Beispiel in Amazon-Serie über die Reise der deutschen Fußballnationalmannschaft zur WM nach Katar, Stichwort: "Graugänse". Ein ganz anderer Fußballfilm ist Annekatrin Hendels Reise mit dem Berliner Kultclub Union Berlin: "Union – Die besten aller Tage" lief im Frühjahr 2024 im Kino und ist (am Dienstag, 29. Oktober, 0.10 Uhr, ARD) nun auch im Free-TV zu sehen.
Die vor 60 Jahren in Ostberlin geborene Hendel ("Vaterlandsverräter") gewann Dokumentarfilm-Preise, ist aber alles andere als eine Sportfilme-Macherin. Dies kommt dem Werk zugute, denn Hendel begleitet vor allem das Leben von Unionern, die in anderen Jobs für "die Eisernen" arbeiten, also weniger jene, die auf dem grünen Rasen große Summen verdienen. Zwei Co-Trainer zählen zwar auch zu den Protagonisten, aber auch da geht es weniger um Gegner, Taktik oder Trainingsmethoden, sondern um das Gefühl, bei Union zu arbeiten und was den Alltag dieses Lebens ausmacht.
Andere Protagonisten des Films sind: der omnipräsente Vereinspräsident und "Macher" des Clubs, Dirk Zingler, aber auch Menschen, die hinter den Kulissen dafür sorgen, dass die Maschinerie Erstliga-Fußball am Ostberliner Stadtrand so gut funktioniert: Stefanie Vogler, Leiterin für Vertriebskommunikation, Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation und hochemotionaler Stadionsprecher, oder auch Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin, verantwortlich für Ausrüstung und Reiseabläufe.
Die Atmosphäre an der "Alten Försterei", wie das schnuckelige Vereinsgelände des Arbeiter-Ostvereins samt seinem 22.000-Menschen-Stadion heißt, gilt als ausgesprochen familiär – auch wenn die ein oder andere "herzhafte" Berliner Schnauze die Gemütlichkeit eher scherzhaft torpediert. Am Ende ist das Miteinander hier wichtiger als an vielen anderen Standorten, was der Idee des Films natürlich dient. Was Hendel beobachtet ist nämlich ein ständiger Kampf zwischen dem freundschaftlichen Miteinander in einem "kleinen Verein" und der Notwendigkeit, neuerdings Multimillionen-Budgets zu kanalisieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Die Liebe und der Stress eines großen Gemeinschaftswerks
Besonderes Glück hatte die Filmemacherin natürlich mit der Auswahl ihrer beiden Spielzeiten, die sie für den Film begleitete – denn sie waren äußerst erfolgreich: In der Saison 2008/09 spielte man noch in der Dritten Liga, zwischen 2009 und 2019 etablierte Union sich in Liga 2, bis man im Frühsommer 2019 in der Relegation gegen den VfB Stuttgart erstmals der Aufstieg in die Bundesliga schaffte. 2021/22 – dem ersten Beobachtungsjahr des Films – qualifizierte man sich als Fünfter sensationell für die Europa League. Im Jahr darauf geschah dann etwas völlig Unfassbares: Als Vierter der Abschlusstabelle qualifizierte sich der Ostberliner Nachbarschaftsclub für die Champions League und spielte gegen die Größten der Branche.
"Union – Die besten aller Tage" ist kein Heldenfilm über Kicker auf dem grünen Rasen, auch wenn der smarte Kapitän Christopher Trimmel bei einem Medientermin mit Schminken eine lustige Geschichte erzählt, wie er einem Freund in Österreich kostenlos seine Wohnung überließ, wofür der Tätowierer Trimmel regelmäßig den Körper verschönern musste. Stattdessen erzählt er etwas über die Liebe, aber auch den Stress, an einem großen Gemeinschaftswerk zu arbeiten, Ein Werk, für das man einen großen Teil seines Lebens opfert, das aber auch Lebensinhalt ist. Die Zweijahres-Doku ist ein Plädoyer dafür, einem Beruf nachzugehen, bei dem man sich in einem Team aufgehoben fühlt. Und es ist ein Film, der zeigt, dass der soziale Klebstoff und seine Kraft immer noch das Faszinierendst am Fußball als Kulturgut sind.
Die Bayern mit nach innen fokussiertem Alien-Blick
In einer Filmszene sieht man in einer frühen Saisonphase den Mannschaftsbus des FC Bayern München an der provinziell und verschlafen wirkenden Alten Försterei vorfahren. Es steigen aus mit nach innen fokussiertem Alien-Blick: der mehrfache Welttorhüter Manuel Neuer, Rekordspieler Thomas Müller und der damalige Trainer Julian Nagelsmann. Es ist der Blick in diese Gesichter des Weltfußballs und des zugehörigen Geschäfts, der den Gegensatz zu den vom Film begleiteten Protagonisten so gewaltig erscheinen lässt. Das Spiel zwischen Union und den Bayern endete übrigens 1:1. Der sehenswerte Film "Union – Die besten aller Tage" ist ab 29. Oktober, 9.00 Uhr, auch in der ARD Mediathek verfügbar.
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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH