Er habe "Einfallsreichtum" besessen, heißt es im formalen Begleittext, außerdem "Charme", "Optimismus", "Mitgefühl", "Menschlichkeit" und "eine gehörige Portion Chuzpe". Es war aber wohl noch mehr als das, aus heutiger Sicht müsste man wohl sagen: Ein bisschen Wahnsinn war auch dabei. Mit "Chuzpe" lässt sich jedenfalls kaum hinreichend erfassen, wodurch sich Samson "Cioma" Schönhaus einen Namen machte. Ein Jude im Berlin der frühen 1940er-Jahre, der Pässe für Fluchtwillige fälschte, mehr oder weniger direkt vor den Augen der Nazis. Das Biopic "Der Passfälscher" erzählt seine unglaubliche Geschichte.
Das Busfahren ist Juden im Jahr 1942 längst verboten, Cioma Schönhaus (Louis Hofmann) fährt trotzdem. Gelassen und mit großer Selbstverständlichkeit, nur eben unter einem anderen Namen. Auf den Markt, in die Tanzlokale, zum Arbeiten in die Rüstungsfabrik, nach Hause in die geräumige Berliner Wohnung, die er sich nach der Deportation seiner Eltern mit seinem treuen Freund Det (Jonnathan Berlin) teilt.
Das Busfahren ist allerdings das geringste seiner "Vergehen". Im Auftrag eines Herrn Kaufmann (Marc Limpach) beginnt der gelernte Grafiker Cioma Schönhaus, Kennkarten zu fälschen, also Ausweispapiere. Sie sind bestimmt für Gegner des Nazi-Regimes, die flüchten wollen.
Über 300 gefälschte Pässe sind es irgendwann. Dass Schönhaus überhaupt so weit kommt, ist eigentlich ein Wunder. Zumal Schönhaus nicht unbedingt vorsichtig zu Werke geht. Der junge Mann liebt das Leben und will sich diese Lebensfreude auch nicht nehmen lassen, geht abends aus wie alle anderen Berliner, trifft auch Frauen. Ein wahnsinnig frecher Typ, der vielleicht auch gerade deswegen so lange unentdeckt bleibt. Aber die Luft wird irgendwann immer dünner für Cioma. Er lernt die schöne Gerda (Luna Wedler) kennen und verliebt sich, hört gleichzeitig aber auch düstere Warnungen wie: "Sie wissen schon, dass es in Berlin Frauen gibt, die illegale Juden an die Gestapo verraten?"
Regisseurin und Drehbuchautorin Maggie Peren ("Stellungswechsel", "Napola") drehte mit "Der Passfälscher" einen Film, der die Nazi-Zeit aus einer durchaus recht ungewohnten Perspektive erzählt - eine Mischung aus "Schindlers Liste" und "Catch Me If You Can", könnte man sagen. Natürlich profitiert dieses einnehmende Porträt auch von der prominenten Besetzung, vor allem dank Hauptdarsteller Louis Hoffman ("Dark"). Der größte Trumpf von "Der Passfälscher" ist aber die Geschichte selbst. Samson Schönhaus schrieb sie persönlich nieder in einem autobiografischen Bericht, der als direkte Vorlage für den Film diente.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH