Von klein auf haben die Winzersprösslinge Jérémie (Francois Civil, links), Jean (Pio Marmai) und Juliette (Ana Giardot) gelernt, Weine zu kosten.

Der Wein und der Wind

KINOSTART: 10.08.2017 • Drama • Frankreich (2017) • 114 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Ce qui nous lie
Produktionsdatum
2017
Produktionsland
Frankreich
Laufzeit
114 Minuten

Filmkritik

Tief in der Reben-Welt
Von Andreas Günther

Stress mit Vater, Bruder, Schwiegervater und Freundin: Etwas weniger Konfliktstoff hätte es auch getan. Denn der Familienfilm über burgundische Weinbauern zieht ohnehin in den Bann.

Andere Länder, andere Trinksitten. Aber nein, pflegen französische Winzer ihren deutschen Gesprächspartnern zu versichern, auch bei Festen kriegen die Kinder keinen Wein. Der wird mit Wasser verdünnt. Also ist es kein Wein. Deutschen Erziehungsberechtigten und Pädagogen stehen da die Haare zu Berge. Ähnliche Irritationen bietet das Familiendrama "Der Wind und der Wein" von Cédric Klapisch. "Sagt mal, was ist das für ein Geschmack?", fragen gespannte Eltern den Nachwuchs. Zwei Jungen und ein Mädchen, alle unter zehn Jahren, schwenken Weißweingläser, schnüffeln nachdenklich an der Öffnung. "Trinkt mal." Sie nehmen einen kräftigen Schluck. "An was für eine Frucht erinnert Euch das?" Die kleine Juliette weiß nicht den Namen, aber dass sie beim Chinesen zu bekommen ist. Die Burgunder Winzer-Eltern sind begeistert. Mit einer prickelnden Mischung aus Faszination und Befremden schaut unsereins solchem Treiben zu. Familienzoff ist da bloß Dreingabe.

Davon hat "Der Wein und der Wind" natürlich reichlich. Zehn Jahre ist es her, dass Jean (Pio Marmai) im Streit mit dem Vater das Weingut der Seinen verlassen hat, durch die Welt gezogen ist, in Australien eine kleine Familie gegründet und selbst Wein angebaut hat. Nun kehrt er zurück, weil er und seine Freundin eine Auszeit brauchen und sein Vater im Sterben liegt. Seine Schwester Juliette () freut sich über das Wiedersehen. Aber Bruder Jérémie (François Civil) schäumt immer noch vor Wut, wirft Jean vor, die Familie im Stich gelassen zu haben.

Jean seinerseits beklagt sich über die Ungerechtigkeit des Vaters. Dessen Tod trägt wenig zur Beruhigung der Gemüter bei. Der Alte hat seinen drei Kindern das Gut gemeinsam vermacht. Es gemeinsam weiter betreiben – oder es veräußern, das ist die Alternative. Jean, der zurück nach Australien möchte, will verkaufen. Jérémie und Juliette wollen weitermachen. Eine Einigung ist nicht in Sicht. Derweil drückt die hohe Erbschaftssteuer und die Weinlese steht an.

Als "Der Wein und der Wind" vor Kurzem in Frankreich herauskam, verdrehte ein Teil der Kritiker missmutig die Augen: Noch so eine Winzersaga wie das Fernsehen sie am Fließband produziert. Auf deren Erzählmuster greift Regisseur und Co-Autor Cédric Klapisch in der Tat zurück und das nicht einmal sehr geschickt. Arg forciert wirkt die Aufregung der Brüder wie der Zwist mit dem Vater. Aber solche Schwächen verblassen zur Nebensache, sobald die Geschwister zwischen den Reben stehen, nachdenklich die Trauben kosten – "Probier' mal hier von der Sonnenseite" – und den Beginn der Ernte festlegen: "Ich bin für nächsten Dienstag." – "Nein, spätestens Donnerstag." – "Donnerstag? Das ist in drei Tagen!"

Da ist Klapisch wie bei seinem großen Erfolg "Barcelona für ein Jahr" voll in seinem Element. Soghaft zieht er das Publikum in eine Welt und ein Milieu, über das es plötzlich nicht genug erfahren kann. Zumal die kleinen Annäherungen und Entwicklungsschritte der Menschen eine leise anwachsende, rührende und verhalten heitere Wärme verbreiten. Großartige, zwischen Komik und Ernst meisterhaft ausbalancierte Szenen gelingen, wenn Jérémie gegen seinen reichen Schwiegervater aufbegehrt, Juliette sich zur Chefin entwickelt und einer unerwarteten Romanze entgegensieht – und Jean für seine Familie zu kämpfen lernt. "Der Wein und der Wind" hat den Charme reizvoller Fremde und melancholischen Glücks.

Quelle: teleschau – der Mediendienst

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