Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des schottischen Königsmörders Macbeth fasziniert seit Jahrhunderten, auch weil der englische Dramatiker William Shakespeare in seiner Tragödie das Wesen der Menschen in ausdrucksstarken Worten erfasste. Die Schönheit der lyrischen Sprache stand dabei immer schon im krassen Kontrast zum blutigen Fatalismus dessen, was sie beschreibt – nie aber mehr als in Joel Coens neuer Verfilmung des Klassikers: "Macbeth" ist ein monochromer Alptraum, ein Horrorfilm über Macht, Ehrgeiz und Gewalt.
Wer Shakespeare neu verfilmt, muss eine eigene Vision entwickeln, um sein Publikum zu fesseln: "Macbeth" wurde bereits mehr als zwei Dutzend Mal fürs Kino adaptiert, zuletzt 2015 mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in den Hauptrollen. Joel Coen, der zum ersten Mal ohne seinen Bruder Ethan drehte, hat aus seiner Version einen Film für die Ewigkeit gemacht: reduziert, entrückt, sinnlich.
In meisterlichen Schwarz-Weiß-Bildern an der Grenze zwischen Kino und Theater inszeniert Coen den rücksichtslosen Machthunger von Macbeth (Denzel Washington) und Lady Macbeth (Frances McDormand) als Kampf gegen Schuldgefühle und eigene Schwächen. Der Wettlauf gegen die unvermeidliche Selbstzerstörung ist so aussichtslos wie die Hoffnung, dass sich der Nebel in Schottland irgendwann lichtet.
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH