Detective Lionel Essrog (Edward Norton) nimmt etwas Verdächtiges ins Visier: Im New York der 50-er muss er einen Mord aufklären.
Mit der Romanverfilmung "Motherless Brooklyn" legt Schauspieler Edward Norton seine zweite Regiearbeit vor.

Motherless Brooklyn

KINOSTART: 12.12.2019 • Drama • USA (2019) • 145 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Motherless Brooklyn
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Budget
26.000.000 USD
Einspielergebnis
18.377.736 USD
Laufzeit
145 Minuten

Filmkritik

Detektiv mit Tic
Von Christopher Diekhaus

Für seine zweite Regiearbeit adaptierte Schauspieler Edward Norton den Roman "Motherless Brooklyn" und schlüpfte höchstpersönlich in die Hauptrolle. Sein Krimi über einen unter dem Tourette-Syndrom leidenden Detektiv ist ein Film, wie er heute nur noch selten gemacht wird.

Es gab eine Zeit, da gehörte Edward Norton zu den am höchsten gehandelten Darstellern Hollywoods. Drei Oscar-Nominierungen strich der durch den wendungsreichen Thriller "Zwielicht" (1996) bekannt gewordene Schauspieler in seiner Karriere bislang ein. Und doch ist es in den letzten Jahren ruhig um ihn geworden, nur selten tauchte Norton in prägnanten Rollen auf der großen Leinwand auf. Mit der Detektivgeschichte "Motherless Brooklyn" gelingt ihm nun eine fulminante Rückkehr: Norton führte Regie, schrieb das Drehbuch und spielte die Hauptrolle in dieser tiefen Verbeugung vor dem Film noir der 1940er- und 1950er-Jahre.

Jonathan Lethems gleichnamiger Roman diente Norton zwar als Vorlage, erfährt in seiner Adaption allerdings einige drastische Änderungen. Während der Bestseller im Jahr 1999 angesiedelt ist, verschiebt das Drehbuch die Handlung ins Jahr 1957 und streicht damit die Verbindung zum Noir-Kino noch deutlicher heraus.

"Motherless Brooklyn" beginnt für den Detektivgehilfen Lionel Essrog (Norton) mit einem heftigen Schock. Nach einem konspirativen Treffen wird sein Chef und Mentor Frank Minna (Bruce Willis) zunächst entführt und dann erschossen. Der unter dem Tourette-Syndrom leidende Essrog will herausfinden, an was genau Frank gearbeitet hat, und stellt daher eigene Recherchen an. Bei seinen Nachforschungen trifft Lionel auf die Aktivistin Laura Rose (Gugu Mbatha-Raw) und erkennt irgendwann, dass sein Boss einer politischen Verschwörung auf der Spur war.

Hochaktuelle Themen

In Nortons feinfühliger, präziser Interpretation wird der von zwanghaften Bewegungen und obszönen Ausrufen gepeinigte Essrog zu einer faszinierenden Außenseiterfigur. Die harte Kindheit – das verraten Lionels gelegentlich eingestreuten Kommentare – hatte erst dann ein Ende, als Frank die Bühne betrat und sich des Heimjungen annahm. Er war es auch, der ihm einst den Spitznamen "Motherless Brooklyn" verpasste. Weil ihre Bindung besonders war, möchte der Ziehsohn unbedingt herausfinden, warum Minna sterben musste. Zugutekommt ihm dabei seine überdurchschnittliche Erinnerungsgabe, die am Ende entscheidend für die Lösung des Falls sein wird.

Nach einem knackigen, schweißtreibenden Auftakt drosselt der auch für das Drehbuch verantwortliche Norton das Tempo merklich und lässt seinen ungewöhnlichen Ermittler eine ganze Weile im Nebel stochern. Erst nach und nach kristallisieren sich Anhaltspunkte für einen Skandal im Ressort der New Yorker Stadtplanung heraus, was dem Geschehen mehr Dringlichkeit verleiht. Der Plot ist verschlungen und weckt Erinnerungen an Roman Polanskis großen Neo-Noir "Chinatown" (1974). Dessen Raffinesse und inszenatorische Klasse erreicht "Motherless Brooklyn" jedoch nicht.

Der mit viel Akribie ausgestattete, von jazzigen Klängen begleitete Film mag in einer vergangenen Ära spielen, greift aber Probleme und Themen auf, die auch heute von Bedeutung sind. So erzählt der fast zweieinhalb Stunden lange Krimi von strukturellem Rassismus, einer brutalen Gentrifizierung zulasten der armen Bevölkerung und den perversen Machtvorstellungen einflussreicher weißer Männer. Nicht alle Gedanken bekommen ausreichend Raum. Und manche Nebenfiguren hätten etwas mehr Profil vertragen können. Am Ende ist es aber eine Freude, mal wieder einen klassischen Detektivfilm zu sehen, der sich Zeit für Befindlichkeiten und Stimmungen nimmt. Derartige Spannungsstreifen könnten ruhig öfters in die Kinos kommen.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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