Neue Netflix-Serie

Die "Game of Thrones"-Macher sind zurück: Wie gut ist "3 Body Problem"?

02.04.2024, 15.36 Uhr
von Eric Leimann

Die Trisolaris-Trilogie des chinesischen Autors Cixin Liu begeistert Science Fiction-Fans seit Jahrzehnten. Nun versuchen sich die "Game of Thrones"-Macher am großen Vorbild und produzieren eine Netflix-Serie. Kann das als unverfilmbar geltende Werk ein großes Publikum erreichen?

Das Dreikörperproblem der Himmelsmechanik (3 Body Problem) bereitete Physiker-Generationen schlaflose Nächte. Es besagt, dass, wenn sich drei Himmelskörper nach dem Newtonschen Gravitationsgesetz gegenseitig anziehen, der Bahnverlauf dieser Körper nicht exakt vorausberechnet werden kann. Zu viel Komplexität ist im Spiel, Chaos und Zufall regieren. Der chinesische Autor Cixin Liu hat basierend auf dieser Idee (und vielen anderen) ab 2008 die hochgelobte Trisolaris-Romantrilogie erschaffen. Nun wurde sie von den "Game of Thrones"-Machern David Benioff und D. B. Weiss in Zusammenarbeit mit Alexander Woo zur achtteiligen Netflixserie übersetzt, zu sehen ab 21. März. Übersetzt ist in diesem Zusammenhang ein bewusst gewähltes Wort, denn die Handlung der Bücher galt ob ihrer erzählerischen Verstiegenheit als unverfilmbar.

Worum geht es?

Die Sage beginnt während der Chinesischen Kulturrevolution Ende der 60-er. Ein politisch unliebsamer Physik-Professor wird öffentlich zu Tode geprügelt. Seine wohl ebenso begabte Tochter Ye Wenjie (Zine Tseng) kommt ins Arbeitslager. Das liegt im ländlichen China am Fuße eines Berges mit riesiger Satellitenantenne. Was geht dort oben vor? Der chinesische Erzählstrang wechselt sich bald mit einem Plot ab, der ins heutige England springt. Dort wird eine Gruppe ehemaliger Top-Physikstudenten aus Oxford mit seltsamen Phänomenen konfrontiert. Naturwissenschaftler begehen völlig unerwartet Selbstmord. Die junge Physikerin Auggie (Eiza González) sieht plötzlich einen bedrohlichen Countdown auf ihrer Netzhaut. Mit den anderen Oxford-Cracks (Jess Hong, Jovan Adepo, Alex Sharp und John Bradley) will sie diesen und anderen plötzlich auftretenden Phänomen, die sich naturwissenschaftlich nicht erklären lassen, auf den Grund gehen.

Verstiegendsten Blockbuster-Produktion aller Zeiten?

Auch Geheimdienst-Ermittler Da Shi (Benedict Wong) und sein Chef Wade (Liam Cunningham) sind an den global auftretenden, seltsamen Phänomenen dran, denn die Menschheit scheint in Gefahr. Und dann wäre da noch ein schicker silberner Virtual Reality-Helm, der plötzlich unter Wissenschaftlern die Runde macht. Keiner weiß, wo das hochmoderne Gerät, das irgendwie nicht von dieser Welt stammen kann, herkommt. Wer sich auf das Spiel einlässt, kann in unfassbar spektakuläre Welten abtauchen – aber auch schreckliche Dinge erleben.

Am besten ist, man weiß nicht zu viel über diese zu Beginn schon etwas sperrige Erzählung, was natürlich nur für Serien-Connaisseure gelten kann, die Cixin Lius Romanreihe noch nicht kennen. In Deutschland ist sie – in dieser Lesereihenfolge – unter den Titeln "Die drei Sonnen", "Der dunkle Wald" und "Jenseits der Zeit" erschienen. Neueinsteiger könnten mit der wuchtigen Netflix-Serie anfangs Probleme haben, denn es gibt viel Personal, längere Dialoge in Hochchinesisch, dazu Zeit- und Weltensprünge.

Mit Letzterem ist das Abtauchen der Protagonisten in die mysteriöse Welt des Virtual Reality-Spiels gedacht, dessen scheinbar verrückte – und durchaus auch humorvoll – angelegte Szenen sich erst mit der Zeit thematisch erschließen. "3 Body Problem" soll mit etwa 200 Millionen Dollar Budget für diese erste Staffel die bisher teuerste Netflix-Produktion überhaupt darstellen. Damit sich das Ganze rechnet, müssten Bernioff und Weiss, die aus "Game of Thrones" die Darsteller John Bradley-West (Samwell Tarly) und Liam Cunningham (Ser Devos) mitbrachten, das Mainstream-Serienpublikum von einer der inhaltlich bisher wohl verstiegendsten Blockbuster-Produktionen aller Zeiten überzeugen.

Selten war Physik so cool

Gegen einen Streaming-Erfolg spräche neben den komplexen Grundideen der Bücher die Tatsache, dass man rund drei Folgen braucht, bis die Erzählfäden Sinn ergeben. Ebenso braucht es ein wenig, bis man in der wechselhaften Bild-Ästhetik und der dann tatsächlich deutlich anziehenden Spannung der Serie – samt krudem Humor – angekommen ist. Auch auf Ausnahme-Schauspieler Jonathan Pryce ("Die zwei Päpste"), der ein grandioses Solo in Folge vier hat, muss man lange warten. Andererseits zeigt der gewaltige Erfolg der Buchreihe, ausgezeichnet mit dem renommierten "Hugo Award": Ein großes (Lese-)Publikum hat sich begeistert auf Cixin Lius Gedankenspiele rund um Zeit, Moral und Zukunftsmodelle der Menschheit eingelassen.

Sollte das Netflix-Projekt ein kommerzieller Erfolg werden, dürften die Anmeldezahlen im Studienfach Physik bald ansteigen. Denn so eine coole, gut aussehende Truppe junger Physiker – unter anderem besetzt mit Jason Momoas On-Off-Freundin Eiza González – hat man in Film- und Serienerzählungen wohl noch nie gesehen. Physik-Nerds mit schief sitzender Metallbrille, Pickeln und fettigen Haaren gehören mit Netlix' neuer Trisolaris-Welt wohl endgültig der Vergangenheit an.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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