Hätten Sie es gewusst?

Tattoos und Kippe: Spannende Fakten über "Sissi" die für Überraschungen sorgen

31.12.2023, 12.46 Uhr
von Pamela Haridi
Die Schauspielerin Romy Schneider wurde ab 1955 in der Rolle als Elisabeth von Österreich in den "Sissi"-Filmen zum populären Filmstar.
Die Schauspielerin Romy Schneider wurde ab 1955 in der Rolle als Elisabeth von Österreich in den "Sissi"-Filmen zum populären Filmstar.  Fotoquelle: BR/SWR

Wenn Du den Namen „Sissi“ hörst, denkst Du dann an Romy Schneider, oder siehst Du in Deiner Vorstellung eine bildhübsche, tätowierte, distanzierte Kaiserin Elisabeth mit einer Zigarette in der Hand? Hier gibt es spannende Fakten über die beliebte Monarchin.

Die meisten würden sich wahrscheinlich für Ersteres entscheiden - die lebenslustige, wilde, zuckersüße Prinzessin aus Possenhofen mit ihrer lieblichen Sing-SangStimme, bezaubernd dargestellt von Romy Schneider. Als der erste „Sissi“-Film unter der Regie von Ernst Marischka am 21. Dezember 1955 in Wien uraufgeführt wurde, erwies er sich als wahrer Kassenschlager. Gemeinsam mit den zwei nachfolgenden Teilen, „Sissi – die junge Kaiserin“ (1956) und „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“ (1957), gehört die Filmreihe zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Filmproduktionen aller Zeiten. Bis heute hat die Darstellung des Lebens und Leidens der zarten Elisabeth, besonders zu Weihnachten, Millionen von Zuschauern durch alle Generationen hinweg begeistert.

Jung und naiv oder charmant und rebellisch?

Spannende Fakten über „Sissi“ Der Zweite Weltkrieg war beendet, die Bevölkerung hatte genug von Tod, Elend und Verzicht. Die Sehnsucht nach Harmonie, Idylle und Heimat war groß. Als „Sissi“ 1955 in die Kinos kam, strömten Millionen Besucher in die Säle. Alle wollten Sissi in ihrer „heilen Welt“ erleben. Dank der „Sissi“-Trilogie gelang Romy Schneider und Karlheinz Böhm der internationale Durchbruch. Sissi wird als Sonnenschein, ihren Franz liebende Gemahlin und fürsorgliche Mutter dargestellt. Die historische Wirklichkeit hätte jedoch nicht gegensätzlicher sein können: Elisabeth war distanziert, neurotisch und schrullig. Sie terrorisierte ihre Umgebung mit merkwürdigen Ideen. Ab ihrem 30. Lebensjahr wollte sie weder fotografiert, noch porträtiert werden. Die Öffentlichkeit bekam sie kaum zu Gesicht. Die große Liebe zwischen ihr und ihrem „Franzl“ hat nie existiert. Sie ging größtenteils einseitig von Franz Joseph aus.

Kaiserin Elisabeth´s richtiger Spitzname – ein kleiner aber feiner Unterschied

In ihrem Zuhause in Possenhofen am Starnberger See und in München hörte die junge Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie auf den Spitznamen Lisi oder Lisl. Die Abkürzung „Sisi“ etablierte sich erst am Wiener Hof. Die „Sissi“-Version mit Romy Schneider entstand aus der künstlerischen Freiheit, die sich Regisseur Ernst Marischka herausnahm. In Wirklichkeit wurde der Kosename „Sie-sie“ ausgesprochen und Sisi geschrieben.

Zerrüttetes Elternhaus

Anders als in den Filmen dargestellt, führten Sisis Eltern Herzogin Ludovika und Herzog Max keine glückliche Ehe. Vielmehr war es so, dass Max zwei uneheliche Töchter hatte, zu denen ein regelmäßiger Kontakt bestand.

Herzog Max - ein wichtiger Mann in Sisis Leben

Ein Mann, der in Sisis Leben immer eine wichtige Rolle spielte, war ihr Vater, Herzog Max. Einzig er erlaubte ihr, vom Unterricht fernzubleiben und stattdessen ihren Hobbies nachzugehen. Sie war eine leidenschaftliche Reiterin, liebte es zu zeichnen und Verse zu schreiben. Auch im Film hatten Sissi und Max ein herzliches Verhältnis. Hier allerdings war es laut Drehbuch ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung, mit ihrem Vater auf Hirschjagd zu gehen.

Geheimsprache

Von ihren sieben Geschwistern war es die große Schwester Helene Caroline Therese, zu der Elisabeth eine besonders innige Beziehung hatte. Unüblich für jene Zeit, lehrte ihr Vater Sisi und Helene die englische Sprache. Diese nutzten die beiden als eine Art Geheimsprache, auch nach Sisis Umzug nach Wien. Kaiser Franz Joseph war des Englischen übrigens nicht mächtig.

Franz Joseph, Helene und Elisabeth

Ursprünglich sollte angeblich Helene durch die Heirat mit Franz Joseph zur Kaiserin von Österreich gekrönt werden. Sisi begleitete ihre Schwester zum Hof. Als Franz Joseph an diesem Tag im Jahr 1853 Elisabeth begegnete, sagte er zu seiner Mutter: „Diese oder keine!“. Nur 48 Stunden später waren er und Elisabeth verlobt. Zu jener Zeit dienten Vermählungen vorrangig der Sicherung politischer und dynastischer Allianzen. Einer Verlobung gingen oft monatelange Verhandlungen voraus. Aus einem Briefwechsel zwischen Herzogin Ludovika, Mutter von Elisabeth und Helene, und Sophie Friederike Dorothea Wilhelmine von Bayern, Erzherzogin von Österreich (1805-1872) und Mutter von Franz Joseph, gehen jedoch keinerlei Hinweise auf eine geplante Vermählung von Franz Josef und Helene hervor. Unabhängig davon war die Heirat von Elisabeth und Franz Josef eine der sehr seltenen Liebesheiraten in den Königshäusern des 19. Jahrhunderts. Kaiser Franz Joseph hält wohl auch den Rekord des schnellsten Heiratsantrags in der royalen Geschichte. Die berühmte „Cotillon“-Szene beim Verlobungsball wird im Film wahrheitsgetreu dargestellt: Kaiser Franz Joseph übergab das Blumenbouquet vor dem Tanz an Elisabeth. Punkt. Diese Geste galt seinerzeit als nonverbaler Heiratsantrag.

Keine angelnde Elisabeth und kein Streit mit Helene

Im Film wird gezeigt, wie sich Franz Joseph und Elisabeth kennenlernen: „Sissi“ geht unbegleitet Angeln und stellt sich ihm als „Lisl von Possenhofen“, eine Angestellte der herzoglichen Familie, vor. In der Realität wäre es einer Wittelsbacher Prinzessin unmöglich gewesen, alleine Fischen zu gehen. Auch dafür, dass Helene als ursprüngliche Auserwählte des Kaisers wütend auf ihre jüngere Schwester gewesen sein soll, gibt es keine Belege. Vielmehr pflegten die Schwestern stets ein gutes und enges Verhältnis miteinander. Elisabeth war die Letzte, die mit Helene vor deren Tod 1890 sprach. Laut dem Tagebuch von Sisis Tochter verlief diese Unterhaltung wie folgt: „“Wir mussten in unserem Leben ein paar harte Schläge wegstecken.“, sagte Mama. „Ja, aber wir haben Herz bewiesen.“, antwortete Tante Néné.“ Im Film blieb Helene ihr Leben lang ehelos, da ihr Herz ausschließlich Franz Joseph gehört habe. Glücklicherweise sah die Realität anders aus: 1858 heiratete sie Erbprinz Maximilian Anton von Thurn und Taxis. Bis der Erbprinz neun Jahre später an den Folgen eines Nierenleidens verstarb, führten beide eine glückliche und harmonische Ehe.

Ein großzügiges Hochzeitsgeschenk

Erzherzogin Sophie dachte sich ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk für das junge Paar aus. Bei ihren Besuchen in Bad Ischgl wohnte die Familie stets in einem Hotel, da sie dort kein eigenes Schloss besaß. Sophie kaufte daraufhin eine Biedermeier-Villa und ließ diese umbauen. Das Gebäude erhielt zwei Seitenflügel, sodass der Grundriss ein E – für Elisabeth – symbolisierte.

„Ich bin erwacht in einem Kerker, und Fesseln sind an meiner Hand…“

Diese Worte schreibt Elisabeth kurz nach Ankunft am Wiener Hof in ihr Tagebuch. Die junge Frau leidet darunter, sich dem Hofzeremoniell zu unterwerfen und den Erwartungen an eine Kaiserin zu entsprechen. Das Leben in Wien, ihrem goldenen Käfig, belastet sie schwer und legt den Grundstein für ihre immer größer werdende Entfremdung von Hof und Menschen. Ihr Rückzugsort ist die Insel Korfu, auf der sie sich einen Palast erbauen ließ, den sie „Achilleion“, nach ihrem Lieblingshelden Achill, benannte.

Die Monarchie war ihr ein Dorn im Auge

Für Sisi war die Monarchie eine durch die Zeit überholte Einrichtung. Ihr Sohn Rudolph sah dies ebenso. Für Mutter und Sohn lag die Kraft der Zukunft im Bürgertum, beide lehnten Kirche und Adel ab. Sie identifizierten sich vielmehr mit republikanischen Ansichten. Die Revolutionärin in Elisabeth schockierte ihr Umfeld gerne mit den Worten: „Ich hörte, dass die zweckmäßigste Regierungsform die Republik sei.“ Ihre Kritik am Wiener Hof und an der Monarchie hielt Elisabeth offen und direkt in ihrem poetischen Tagebuch fest.

Der Brief an die „Zukunftsseele“

Im Laufe der Zeit entstanden drei handschriftlich geführte und geheim gehaltene Tagebücher. Nach ihrem Tod sollten diese in einer Schatulle versiegelt an den Schweizer Bundespräsidenten weitergeleitet werden. Den Tagebüchern lag ein Brief bei, adressiert an die „Zukunftsseele“. In diesem Brief verfügte sie, dass ihre Tagebücher erst 60 Jahre nach ihrem Tod, also im Jahr 1951, öffentlich bekannt gemacht werden durften. Seitdem sind die knapp 400 Seiten umfassenden tiefen Einblicke in ihr Innerstes bekannt. Ihrem letzten Willen entsprechend, kommt der Erlös politisch Verfolgten unter der Habsburger Monarchie zugute. Ende 2019 wurden 15.000 Euro an ukrainische Flüchtlinge gespendet.

Die Ehe von Sisi und Franz Joseph

Die Ehe von Sisi und Franz Joseph wird allgemein als unglücklich beschrieben. Anfangs waren sich die beiden zumindest gegenseitig zugetan. Elisabeth war jedoch mit ihren 16 Jahren durch den Zwang zur Erfüllung ehelicher Pflichten überfordert und fühlte sich bei Hofe stets unwohl. Erschwerend kam hinzu, dass sich Franz auf den ersten Blick in Sisi verliebt hatte, sie hingegen für ihren Mann anfangs allenfalls Bewunderung empfand. In späteren Jahren sah sie in ihm eher einen guten Freund.

Ein von ihr verfasstes Gedicht zeugt von ihrer Abneigung gegenüber körperlicher Nähe: „Für mich keine Liebe, für mich keinen Wein, die eine macht übel, der andere macht spei´n.“. Die Ehe wurde erst drei Tage nach der Hochzeit vollzogen. Laut Etikette musste Franz die Hofdame seiner Frau zunächst fragen, ob diese ihm Zutritt in ihr Bett gewährte. Ein ums andere Mal bekam er eine Absage. Im Jahr 1866 schrieb ein frustrierter Kaiser: „Ich muss weiterhin geduldig meine Einsamkeit ertragen. In dieser Hinsicht musste ich schon einiges aushalten und auszuhalten lernen, und am Ende gewöhnt man sich daran.“. Nach der Geburt ihres vierten Kindes sah Kaiser Franz das Schlafzimmer seiner Gattin nie wieder von innen. Und was machte selbst ein Kaiser in dieser Situation? Er bediente sich „außer Haus“ und flüchtete sich in Affären. Für die damals noch junge Sisi brach eine Welt zusammen, als sie von seiner Untreue erfuhr. Es gelang Kaiser Franz Joseph trotz großzügiger Geschenke nicht, das Vertrauen seiner Frau zurückzugewinnen. Stattdessen herrschte fortan Distanz zwischen den Eheleuten. Interessant ist diesbezüglich, dass Elisabeth selbst später sehr wohl für andere Männer schwärmte. Allerdings gibt es keinen gesicherten Beweis für einen Seitensprung ihrerseits. Die Liebesbeziehung mit Graf Andrassy, die Franz seiner Sissi im Film nachsagt, hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Kaiser Franz Joseph vergötterte Sisi ein Leben lang. Elisabeth höchstpersönlich soll Franz hingegen seine Geliebte, Katharina Schratt, vermittelt haben. So konnte sie sicher sein, dass er sich nicht einsam fühlte und sie konnte sich weiterhin in Ruhe ihrer eigenen Person widmen.

Die Beziehung zu Schwiegermutter Sophie

Erzherzogin Sophie und ihre Schwester, Herzogin Ludovika, Sisis Mutter, teilten ihre Bedenken, ob die junge Sisi der Rolle als Kaiserin gewachsen wäre - eine durchaus berechtigte Sorge, beachtet man das zarte Alter der Braut und die Tatsache, dass ihre Erziehung zu keiner Zeit auf die Rolle einer Kaiserin ausgerichtet war. Natürlich hätte Sophie sich gewünscht, dass sich ihre Schwiegertochter an die Regeln und Sitten der Hofetikette gehalten hätte. Elisabeth empfand diese jedoch von Anfang an als einen Käfig, dem sie entkommen musste. Aus ihrer Sicht war Sophie die böse Schwiegermutter. Ihrer späteren Hofdame und Vertrauten Gräfin Marie Festetics gegenüber beschrieb sie Sophie als „bösartig“. Briefe belegen allerdings, dass die Erzherzogin kein böses Wort über Sisi verlor. Im Gegenteil. So schrieb sie: „Sisis warme Herzlichkeit und Freude, als sie mich wiedersah und über mein baldiges Nachkommen nach Ischgl, rührte und erquickte mich.“

Eine verbitterte, distanzierte Kaiserin – die Macken von Elisabeth

Rückzug

Im Laufe der Jahre zog Elisabeth sich mehr und mehr in ihre eigene Welt zurück. Sie dichtete, studierte die großen Philosophen, widmete sich ihren Pferden und ihrem Papageien. Sisi war erfüllt von Ängsten. Vor allem hatte sie Angst davor, alt und hässlich zu werden.

Sport, Hunger, Diäten – Hauptsache exzessiv

Die Kaiserin galt als die schönste Frau Europas. Sie wusste um ihre Schönheit und war besessen von ihrem Aussehen. Mit einer Körpergröße von 1,72 Metern brachte sie gerade einmal 50 Kilogramm – und niemals mehr – auf die Waage. Ihre Taille hatte einen Umfang von 51 Zentimetern. Diese galt es zu halten. Sisi hungerte und machte strenge Diäten. Die Kaiserin war eine der ersten Frauen der Welt, die sich eine Kletterwand im Schlafzimmer errichten ließ. Ihr pro Tag mehrere Stunden andauerndes Training sollte das Altern hinauszögern. Auf ihren mehrstündigen Wanderungen kam kaum jemand hinterher. Wurde ihr bei all der Anstrengung heiß, entledigte sie sich – ohne Rücksicht auf ihren Stand – ganz einfach ihrer Kleidung. Zu ihrem großen Leidwesen verspürte sie eine starke Affinität zu Schokolade und Süßspeisen, dies ist durch zahllose Rechnungen von Hofkonditoren belegt. Als Konsequenz verordnete Sisi sich ab einem halben Pfund mehr auf der kaiserlichen Waage daher eine bemerkenswerte „Fastenkur“: Den ganzen Tag hindurch trank sie nichts weiter als den frisch gepressten Saft aus sechs Kilogramm Rindfleisch!

Haarige Angelegenheiten

Elisabeths ganzer Stolz war ihre bodenlange Haarpracht. Bekam sie vom Gewicht der Haare Kopfschmerzen, wurden diese zur Entlastung mit Bändern stundenlang in die Höhe gehangen. Alleine das Kämmen der Haare dauerte täglich mehrere Stunden. Zum Einsatz kam ein Bernsteinkamm, weil sich dieser als am effektivsten im Kampf gegen das Ausreißen von Haaren erwiesen hatte: Im Anschluss an diese Prozedur musste die Friseurin Fanny Feifalik jedes der ausgekämmten Haare aufsammeln, sie zählen und ihr auf einem Silbertablett präsentieren. Je nach Menge folgte ein Donnerwetter. Fanny ließ sich auf der Innenseite ihrer Schürze sogar ein Klebeband anbringen, um einen Teil der gesammelten Haare dort zu verbergen. Alle drei Wochen wurden die Haare mit einer Mixtur aus frisch geschlagenem Eigelb und Parfüm gewaschen - ein Vorgang, der einen ganzen Tag beanspruchte. Zum Trocknen der Haare wurde eines ihrer Zimmer wärmer als sonst üblich beheizt.

Panik vor dem Älterwerden

Mit dem Erreichen ihres 30. Lebensjahres beschloss Sisi, sich fortan nicht mehr fotografieren und porträtieren zu lassen. Die Öffentlichkeit sollte sich an eine schöne, junge Kaiserin erinnern. Konsequenterweise präsentierte sie sich fortan nur noch mit Schleier und Fächer. Von den späteren Lebensjahren der Kaiserin Elisabeth existiert tatsächlich nicht ein einziges Foto.

Kaiserin Elisabeth und ihr gar nicht royales Laster

Eine „qualmende“ Kaiserin?

Man mag es sich kaum vorstellen: Die liebliche Sissi im Film mit einer Zigarette im Mundwinkel. Was im Film unmöglich war, vollbrachte Sisi im wahren Leben. Bereits bei ihrer Geburt hatte die kleine Elisabeth einen sogenannten „Glückszahn“ im Mund. Das Glück sollte ihren Zähnen jedoch über den Lauf der Jahre nicht hold sein: Durch ihren exzessiven Nikotinkonsum verlor die Kaiserin schon sehr früh ihre Zähne. Dies mag erklären, warum Sisi später kaum noch lächelnd erblickt wurde.

(Keine) Tischmanieren

Als Elisabeth auf Grund ihrer schlechten, bzw. fehlenden Zähne eine Zahnprothese bekam, hatte sie keinerlei Scham, diese beim Diner aus dem Mund zu nehmen. Von einem solchen Vorfall berichtete die Hof-Schauspielerin Rosa Albach-Retty quasi „live vom Tisch“: „Elisabeth guckte sekundenlang vor sich hin, dann griff sie mit der linken Hand rasch nach dem Gebiss, nahm es aus dem Mund, hielt es zur Seite an der Tischkante, spülte es mit einem Gläschen Wasser aus und steckte es sich wieder in den Mund. Das ist mit einer derartigen graziösen Nonchalance passiert und vor allem derart blitzschnell, dass ich zunächst meinen eigenen Augen nicht trauen wollte.“

Anker und Arschgeweih

Ein Fun-Fact, für den Kaiserin Elisabeth besonderer Respekt gebührt: Mutig für die damalige Zeit und darüber hinaus einmalig für eine Frau ihres Standes, ließ Sisi sich im Jahr 1888, also mit 51 Jahren, in einer griechischen Hafenkneipe einen Anker auf die Schulter tätowieren - wahrlich ein Symbol ihres Hungers nach Freiheit und ihrer Liebe zum Reisen! Doch es kam noch besser, denn ihr zweites Tattoo machte sie zur ersten stolzen Trägerin des, spätestens seit den 80er Jahren, allseits bekannten „Arschgeweihs“. Ein japanischer Tätowierer verpasste ihr einen Adler über dem Steiß. Kokain Um Dich jetzt komplett zu schocken, könnten wir behaupten, dass Sisi nicht nur tätowiert und Vielraucherin war, sondern obendrein auch noch kokste. Aber ganz so „schlimm“ stand es um die Kaiserin nun auch wieder nicht. In einer ausgezeichnet erhaltenen Reiseapotheke der Kaiserin befindet sich eine Kokainspritze. Im 19. Jahrhundert war dessen Verwendung allerdings völlig normal, da Kokain als Medikament galt. Damals bekam man Kokain auf Rezept. Die Droge diente als Schmerzmittel und wurde unter anderem gegen Menstruationsbeschwerden eingesetzt oder wegen seiner hervorragenden lokalanästhetischen Wirkung bei zahnenden Kindern angewandt.

Ihre große Leidenschaft: das Reisen

Possenhofen

Sisi kehrte auch nach ihrer Heirat mit Franz Joseph fast jedes Jahr in ihre Heimat Possenhofen zurück. Regelmäßig besuchten auch ihre Geschwister das wunderschöne Bayern, wo sie gemeinsam wunderschöne Sommerwochen verbrachten. Der Ort erhielt übrigens den liebevollen Kosenamen „Possy“.

Regionalbahn

Sisi reiste mit der Regionalbahn in ihrem eigenen, kaiserlichen Zugwaggon. Von außen war dieser nicht erkennbar, innen allerdings war er höchst komfortabel gestaltet. Das war allerdings auch schon die einzige „Extrawurst“, die es für die Kaiserin gab, wenn sie inkognito unterwegs war. Da ihr Waggon hinten an den Zug angehängt war, musste Sisi sich – wie alle anderen Fahrgäste auch – an die regulären Fahrpläne halten.

Auf hoher See

Um ihren Lungen etwas Gutes zu tun, unternahm Elisabeth immer wieder längere Seereisen. Während sie die frische Luft tief einatmete, ließ das tosende Meer ihr Herz höherschlagen. Den Erzählungen nach ließ sich die Kaiserin bei besonders kabbeliger See an den Mast binden.

Private Reisen

Wie einst mit Franz Joseph, verreiste Elisabeth auch gerne alleine privat und inkognito ohne das große Gefolge des Hofes. Um nicht aufzufallen, benutzte sie den Titel Gräfin von Hohenems. So auch auf ihrer letzten Reise in die Schweiz. Der Titel Hohenems entsprang dabei nicht ihrer Fantasie, denn Kaiser Franz Joseph trug diesen neben seinen vielen anderen Titeln.

Elisabeth als Mutter

Zu Hofe war es üblich, Gouvernanten oder Erziehern die Prägung der kaiserlichen Kinder zu überlassen. Dieser Umstand nahm Elisabeth die Möglichkeit, eine enge Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. In Bezug auf die Erziehungsmethoden geriet sie zudem oft mit Erzherzogin Sophie aneinander. Als Sisis Erstgeborene Sophie im Alter von gerade einmal zwei Jahren auf einer Reise starb, gab sie ihre Mutterrolle voller Schmerz gänzlich auf. Das Verhältnis zu ihren folgenden zwei Kindern blieb zeitlebens schwierig. Lediglich ein einziges Mal stand sie ihrem Sohn Rudolph bei, indem sie diesem aus der streng militärischen Erziehung heraus zu einer liberalen verhalf. Anschließend kümmerte sie sich nie wieder um die Belange ihrer zwei ältesten Kinder. Erst ihr viertes Kind, Lieblingstochter Marie Valerie, kam in den Genuss, ganz in der Obhut der Mutter aufzuwachsen.

Der Triumph der Monarchie

Sisi wollte ihren Mann und Kaiser keinesfalls überleben. Bereits Jahrzehnte vor ihrem Tod prophezeite ihr eine Wahrsagerin die Art und Weise ihres Ablebens: Sie würde durch das Eisen sterben. Als Sisi die Gewächshäuser der Familie Rothschild in Genf besuchte, war sie von der Schönheit der Orchideen überwältigt und sagte auf Französisch: „Ich wünschte, meine Seele könnte durch eine ganz kleine Öffnung in meinem Herzen in den Himmel entgleiten.“ Es sollte so kommen: Einen Tag später, am 10. September 1898, stürzte sich der Anarchist Luigi Lucheni am Ufer des Genfer Sees auf sie und stach mit einer messerscharfen Feile direkt in ihr Herz. Zunächst bemerkte Sisi nichts, betrat sogar noch ein Schiff. Dort brach sie schließlich zusammen und verstarb kurz darauf. Es war ihr Wunsch, unter einem 100 Jahre alten Baum in der kaiserlichen Sommerresidenz in Ungarn beerdigt zu werden. Kaiser Franz Joseph, der ihr zeitlebens keinen Wunsch abschlug, erfüllte ausgerechnet diesen einen nicht. Wie alle Angehörigen des Geschlechts der Habsburger ruht auch Kaiserin Elisabeth in der Wiener Kapuzinergruft, womit die ihr verhasste Monarchie das letzte Wort behalten sollte.

Kleine, historische Patzer

Die Sissi im Film lebte im Schloss Fuschlsee. Tatsächlich jedoch verbrachte Sisi ihre Kindheit im Schloss Possenhofen, das sich zum Zeitpunkt des Drehs jedoch in einem zu schlechten Zustand für Aufnahmen befand. Im Film traten Elisabeth und Franz Joseph im Wiener Stephansdom vor den Traualter. Fakt ist jedoch, dass die Augustinerkirche der Ort der Trauung war. Im Jahr 1857 verstarb die zweijährige Sophie Friederike, die Erstgeborene des Kaiserpaares. Ein historisch nicht unwichtiges Detail, welches im Film völlig ignoriert wurde. Stattdessen wurde sie weiter als kleines Kind gezeigt, obwohl die Filme einen Zeitraum mehrerer Jahrzehnte behandeln.

Erinnerung ohne Verbitterung

Im Film war Schauspieler Peter Weck (93) als Erzherzog Karl-Ludwig zu sehen. In einem Interview gab er an, dass die Schauspieler nicht an den späteren Film-Erlösen beteiligt würden. Es seien nur die Produzenten, die von erneuten Ausstrahlungen profitierten. Weck liegt mit seiner Vermutung, dass er bei einer andauernden finanziellen Beteiligung wohl nie wieder hätte arbeiten müssen, wahrscheinlich richtig. Er ist jedoch nicht verbittert: „Dank der „Sissi“-Filme konnte ich mir mein erstes Auto kaufen, einen Ford 15M. Dank der Filme, die danach folgten, habe ich mich bis zum Maserati hochgearbeitet.“

Mitten im Sommer Schnee

Die Dreharbeiten zum „Sissi“-Film sahen eine Szene vor, in der Sissi ihren Franz mit ihren Kletterkünsten überrascht. Drehbuchautor Ernst Marischka wollte den Part auf einer grünen Wiese umsetzen. Als die Film-Crew mit der Seilbahn zur Hafelekarspitze hochfuhr, wurde sie vor Ort jedoch mit frischem Schnee überrascht. Spontan wurde die Szene umgeschrieben und es entstand Sissis Satz: „Da schau her, Franzl, so etwas habe ich bei uns in Possenhofen noch nicht erlebt: Mitten im Sommer Schnee!“

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