prisma 36/2015

Alte Bekannte

Von Detlef Hartlap

"Geht es überhaupt noch besser?", fragte jüngst ein amerikanischer Online-Dienst. Gemeint waren die schier endlosen Serienformate wie "Breaking Bad" u. a., die sich in alle Welt verkaufen lassen und auch in Deutschland gefeiert werden, als
ob es sonst kein Fernsehen gäbe.

Ob diese Serien wirklich "das Erzählen neu erfunden" haben, wie werbewirksam behauptet wird, sei dahingestellt. Serie bleibt Serie. Jede Folge ist wie ein Besuch von alten Bekannten, die, typisch für alte Bekannte, ein bisschen was Neues zu berichten haben, was sich aber nicht grundstürzend von früheren Erzählungen unterscheidet.

Interessanter ist, dass viele US-Serien zuerst auf entlegenen Kanälen wie Netflix oder Amazon Prime zu sehen sind. Sie
bieten ein wunderbares Unterscheidungsmerkmal: "Ich habe gesehen, was du nicht sehen kannst, und es ist überwältigend!"

Manche Leute leben für so was.

Noch interessanter ist die Frage, wie das Serienwesen überhaupt so ausufern konnte. Früher, als man die Welt noch im Lot wähnte, gab’s freitagabends "77 Sunset Strip", das war’s für die Woche.

Heute, da sich keiner mehr auskennt im Dschungel der Katastrophen, nimmt der Bürger umso lieber Zuflucht zur Serie. Da weiß er, was er hat.

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