prisma 40/2016

An der falschen Adresse

Ich muss an dieser Stelle mal ein Geständnis machen: Ich liebe Fernsehwerbung. Der kleine Michael aus dem Storck-Riesen-Spot, das marschierende Gemüse von Bonduelle oder die kitschigen Schlager von Merci – an sie alle denke ich gerne zurück, mit ihnen bin ich groß geworden. Dabei haben schon damals, als ich Kind war, nicht alle Spots zu mir gepasst – die von Gillette etwa, von Mariacron, von Mercedes-Benz. Und auch heute ist in einem durchschnittlichen Werbeblock nur wenig wirklich für mich bestimmt.
Doch auch TV-Werbung soll personalisiert werden, durch "Addressable TV" sieht jeder dann nur noch, was statistisch zu ihm passt. Eigentlich klasse, aber auch befremdlich, nicht nur aus Datenschutzgründen, sondern weil ich auch in der Werbepause das Gefühl mag, mit vielen anderen auf dem großen Sofa der Fernsehnation zu sitzen – und weil Werbung für mich bunt sein muss. Und das heißt eben, dass ich manchmal gerade die Spots, die nicht für mich sind, am schönsten finde. Dafür steh ich mit meinem Namen.

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