prisma 19/2018

Das Glück überspringen

Von Florian Blaschke

Auf dem Weg zum Einkaufen blieb ich vor kurzem mitleidig vor einem Schaufenster stehen. Dahinter machte eine junge Frau in einer schwarzen Weste, verkabelt von Kopf bis Fuß, Kniebeugen.

Auf dem Fenster stand der Slogan: "Warum stundenlang trainieren, wenn 20 Minuten pro Woche genügen?" Wem diese Art des Fitnesstrainings noch nicht begegnet ist: Es handelt sich um "EMS". Dabei werden die Muskeln durch elektrische Reize zum Wachsen angeregt. Effektiv und zeitsparend.

Warum ich trotzdem mitleidig vor dem Schaufenster stand? Mich hat die Szene an Menschen erinnert, die sich auf Gipfel fliegen lassen, weil ihnen das Wandern lästig ist, sie aber nicht auf den Ausblick verzichten wollen.

Doch zum Erfolg gehört die Anstrengung, das Überwinden von Grenzen. Überspringen wir das einfach, fehlt uns etwas ganz Entscheidendes: Glück. Und glücklich sah die Frau in ihrer Weste nun wirklich nicht aus. Eher gelangweilt.

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