prisma 51/2015

Definitiv digital

Von Detlef Hartlap

Der Geist ist in die Maschine gefahren, weshalb zu Weihnachten so unglaublich viel Geld in die Anschaffung von digitalem Schnickschnack gesteckt wird. Wir wissen und spüren, dass wir uns inmitten der Digitalisierung aller Lebensbereiche befinden. Widerstand zwecklos.

Ich liebe es, ein Buch in der Hand zu halten, meine Kinder lesen elektronisch. Ich schätze eine Plauderei am Bankschalter,
meiner Filiale droht das Ende. Wer nicht online banked, gilt als Dino oder Angsthase.

Tatsächlich sind es Systeme, die den Takt bestimmen, nicht Individuen. Der Mensch beugt den Rücken und das keineswegs nur über Handy-Displays. Das Versprechen der Freiheit, bestand es wirklich nur in der Lizenz zum schönen Einkauf?

Als jemand, der seine Ziele noch ohne Navi ansteuert, der wenig von Facebook-Freundschaften hält und nicht weiß, was er in einer "Cloud" verloren hätte, komme ich mir wie ein Liebhaber beim Abschiednehmen vor. Zurück bleibt die schöne analoge Welt.

Auf dem anderen Ufer wartet, kompetent und humorlos, der mächtig gewordene Schnickschnack, Orwells "Großer Bruder".
Das Datum 1984 hat er nicht ganz geschafft, aber jetzt holt er nach. Und er ist definitiv digital.

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