prisma 33/2016

Der stille Kinogeher

Von Detlef Hartlap

Im Kino regiert Nietzsche. Jetzt, da es draußen heiß ist (theoretisch), im Kino aber schön kühl, gehen dort grandiose  Abenteuer ab: Independence Day: Resurgence, Star Trek Beyond und, ach ja, zählen wir die Ghostbusters in neuer weiblicher Besetzung auch dazu.

Nietzsche schrieb: "Den größten Genuss vom Dasein einzuernten heißt: gefährlich leben."

Das Schöne am Kino ist, dass man das gefährliche Leben delegiert. Man steckt mittemang im größten Schlamassel, kommt aber höchstwahrscheinlich ohne Blessuren davon.

Das Kino ist, nebenbei, der ideale Ort für einen unterschätzten Charakter: den introvertierten Menschen.

In der Firma wird er unterschätzt, in der schreihälsigen Politik wäre er fehl am Platz, in Talkshows brächte er kein Wort heraus. Nicht weil er zu schüchtern wäre, sondern weil die Dinge nun mal komplizierter sind als dort behauptet.

Wenn er in der kühlen Einsamkeit des Kinos dem Abenteuer zusieht, mag er über ein Wort des Dichters Robert Walser schmunzeln: "Die Unerschütterlichen, die Sicheren brachten nie etwas Großes zustande. Verlegene sind's, die Verlegenheiten
lösen ..." Im Filmabenteuer ist das natürlich anders.

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