prisma 29/2016

Ein Leben

Es kann kein Wunder sein, dass in letzter Zeit oft von Georgie Best die Rede ist. Der Brite (1946–2005) war ein genialer Fußballer mit einem Hang zu feuchter Fröhlichkeit. Was für ihn wertvoll gewesen ist und was weniger, fasste er brillant in Worte: "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich verprasst." Es ist nicht anzunehmen, dass es einer wie Georgie in den erfolgsorientierten Firmen unserer Zeit, wo sich alle liebhaben, solange die Zahlen stimmen, zum Mitarbeiter des Jahres gebracht hätte.

Ein solcher Mitarbeiter, das bringt der Kulturwandel mit sich, definiert sich über Konkurrenzfähigkeit, verlässliche Stärke, unbeirrbare Begeisterung sowie über gelaufene (und gemessene!) Fitnesskilometer und absolvierte Workouts.
Georgie Best nahm sein Leben als Glücksfall, wohingegen heute ein jeder seines Glückes diensteifriger Schmied ist. Das Schicksal als Werkstatt. Pleiten, Pech und Krankheit müssen draußen bleiben, sonst hat man was falsch gemacht.
Von Georgie Best ist oft die Rede. Er endete früh und elendiglich. Aber er hatte wenigstens ein Leben.