prisma 04/2019

Einen Freund nur

Von Florian Blaschke

Während sie für Kinder noch selbstverständlich sind, beginnen wir als Erwachsene irgendwann, Freundschaften neu zu sehen. Wir ziehen um, verlieren aus den Augen, hinterfragen und sortieren aus. Aber wir bleiben auch befreundet, teils ein Leben lang, sind Freunde doch für 85 Prozent von uns das Wichtigste – noch vor Familie und Partner.

Aber Freundschaften verändern sich mit der Zeit – nicht zuletzt durch Technologie. Die "Naht" der Freundschaft, von der Michel de Montaigne einst sprach, wird heute auch von Messenger-Diensten und Videotelefonie zusammengehalten, das Leben durch digitale Freunde erweitert. Wer aber glaubt, die Masse an "Friends", die mancher bei Facebook hat, sei eine Erfindung der Neuzeit, der irrt.

Der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803) etwa pflegte 600 Brieffreundschaften. Und ausgerechnet von ihm soll der Satz stammen: "Einen Freund, oh Gott, nur einen. Wer die Menge hat, hat keinen."

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