prisma 02/2016

Ende einer Ära

Von Detlef Hartlap

Da hat man sich bei RTL sehr gewundert. Die Serie "Deutschland 83" fand ungeachtet guter Kritik beim Publikum nur mäßig Aufmerksamkeit.
Lag's daran, dass ein Großteil der möglichen Zuschauer diesem Sender gehobenes Niveau nicht zutraute? Dann sollte RTL diesen Weg unbedingt forcieren und Zweifler eines Besseren belehren. ARD und ZDF in ihrer heutigen Verfassung lassen sich qualitätsmäßig schwer unterbieten, aber leicht überholen.
Oder lag's daran, dass die 80er-Jahre, in denen die Spionage- und Historienserie spielt, weniger faszinieren als vermutet? Mit dem Aufkeimen neuer Nationalgefühligkeit geht auch Geschichtsvergessenheit einher. In der zu Bevormundungen neigenden deutschen Politik ist das seit Längerem zu beobachten.
Vielleicht ist es aber auch nur so, dass die Ära allgemeiner 20.15-Uhr-Prägung grundsätzlich zu Ende geht.
Das Genre des Streaming-Fernsehens hat beim U-60-Publikum erste Schneisen in die Zuschauerschaft geschlagen. Man guckt, besonders Serien, nicht mehr zu senderbestimmter Stunde, sondern führt sich nach eigener Zeitwahl mehrere Folgen aufs Mal zu Gemüte.
 
Das Konsumverhalten ändert sich. Und so auch die Quoten.

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