prisma 15/2016

Gute Nachrichten?

Von Detlef Hartlap

Es macht wütend, ständig von neuen Attentaten zu hören, es macht wütend, von gerade noch erwischten Bombenbastlern zu erfahren, es ist ärgerlich zu erleben, wie immer mehr Bereiche des Alltags unter kriegerisch anmutende Polizeibeobachtung gestellt werden – Flughäfen, Bahnhöfe, Fußballstadien, Konzerthallen, Museen. Demnächst auch Schulen und Kindergärten wie jetzt schon in Paris?
Einerseits wird beschworen, den gewohnten Lebensstil beizubehalten – jetzt erst recht! Andererseits wird er unter dem Primat der Sicherheit zum Abklatsch seiner selbst. Eine Art Gewöhnung tritt ein: Herrscht halt Terror, was will man machen ...? Achten Sie auf allein stehendes Gepäck!
In dieser Situation suchen manche Menschen ihr Heil in Weltflucht. Wie ein Zombie taucht ein altes journalistisches Projekt wieder auf: nur noch gute Nachrichten! Oder, wie es heute heißt: "Perspective daily". Bedeutet ungefähr: Augen zu, Ohren zu, das aber lösungsorientiert.
Was wird damit gewonnen? Gute Nachrichten wirken problemlösend wie Haschkekse. Das Böse löst sich nicht in Luft auf, indem man es nicht beschreibt. Schlechte Nachrichten im Übermaß können deprimieren, ja, aber sie alarmieren auch und sind unverzichtbar.

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