prisma 43/2015

Husch, husch, ein Buch

Von Detlef Hartlap

Was früher mit Erfolg im Fernsehen lief, erinnert sei an "Die Drombuschs", wird heute zum Klassiker hochgejazzt. Dass es sich eben nicht um Klassiker handelt, beweisen Wiederaufnahmen alter Quizformate. Das Vergangene wirkt abgestanden.
Auch Fernsehsendungen haben nur ihren Moment in der Zeit.

Das "Literarische Quartett", vom ZDF als Edelformat der 90er aus der Schublade geholt, bildet keine Ausnahme. An der Besetzung missfällt Maxim Biller, der wie ein Spätpubertierender mit Absolutismen um sich wirft ("Der Mann ist kein
Schriftsteller!"), und es missfällt die Kürze. 45 Minuten für vier Bücher sind ein schlechter Scherz.

Dies ist nun allerdings ein Grundproblem der Unterhaltungsmaschine Fernsehen. Husch, husch eilt die Kamera von
Gesicht zu Gesicht, von Wort zu Wort, dabei Nachdenklichkeit, Abwägung und Relativsätze vernichtend. In Talkshows
obsiegt, wer, wie Maxim Biller, die dreistesten Sprüche klopft. Kann man im Fernsehen über Romane reden? In Frankreich ja. Man nimmt sich Zeit und bleibt seriös. Über Literatur lässt sich ebenso schön streiten wie über Fußball; vorausgesetzt, man hat Leute in der Runde, denen es um die Sache geht – und die Zeit, die nötig ist.

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