prisma 09/2017

Intimzone Supermarkt

Von Florian Blaschke

Kürzlich las ich in einem Roman – die Szene spielt an einer Supermarktkasse – folgenden erstaunlichen Satz: "Es kommt mir seltsam vor, dass wir uns vor anderen so bloßstellen und ihnen unsere Einkäufe zeigen, statt sie dezent mit einem Tuch zu bedecken."
Wie recht hat dieser Mensch! Während wir uns bei allen möglichen Informationen sorgen, sie könnten in falsche Hände geraten, legen wir am Kassenband die intimsten Dinge offen: unsere Lieblings-Nussnougatcreme, ob wir drei- oder vierlagiges Toilettenpapier oder sogar das kratzige graue benutzen – und mit der Wahl der Zeitung oder Zeitschrift sogar, woher wir einen Teil unseres Weltbildes beziehen.

Bis vor kurzem dachte ich – und schrieb hier auch darüber –, dass das hastige Einpacken an Supermarktkassen dem Druck der anderen Kunden geschuldet sei (und den immer weiter verkleinerten Einpackzonen natürlich). Vielleicht aber habe ich mich getäuscht. Vielleicht ist es der verzweifelte Versuch, ein Stück Privatsphäre zu wahren.

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