prisma 34/2015

Kleine Dramen

Von Detlef Hartlap

Cecil ist nicht der erste Löwe, der nur so zum Spaß von einem Ballertouristen abgeknallt wurde, aber er trägt einen Namen. Das macht den Unterschied. So geriet ein Dutzendereignis aus Zimbabwe ins Licht der Weltöffentlichkeit. Wäre es doch bei jedem Tötungsdelikt so.

Das Kölner Theater-Desaster ist nicht der erste Großbau, bei dem eine Planung von leichter Hand in üppige Beschleunigungszahlungen und Nachtragsforderungen mündet – und natürlich in das übliche politische Ränkespiel. Immerhin deutet sich an, wohin der Trend geht: Das eigentliche Schauspiel braucht keine Bühne mehr. Es ist, ob in Berlin, Hamburg oder Köln, der Entstehungsprozess selbst, der das Drama ausmacht und über mittlere Autorenfantasien hinausgeht.
Gab es eigentlich eine erste Autobahnbrücke, deren Baufälligkeit alarmierte, oder wurde das schlagartig Mode? Jedenfalls ist das Urvertrauen in deutsche Brückenbauwerke, das sich etwa im massenhaften Anbringen von Liebesschlössern manifestiert (Lisa & Alexander auf ewig!), nachhaltig zerstört. Aber vielleicht stehen die Schlösser auch längst nicht mehr für blinde Zuversicht, sondern für jene Brüchigkeit, wie sie Brücken und Beziehungen zu eigen ist.

Das könnte Sie auch interessieren