prisma 30/2017

Maria Magdalena

Von Florian Blaschke

In Jörg-Uwe Albigs Novelle "Eine Liebe in der Steppe", die er gerade beim Bachmann-Preis in Klagenfurt vorgestellt hat, verliebt sich der Protagonist, ein Paläontologe namens Gregor Steinitz, in Maria Magdalena. Sie ist recht klein, in seinen Augen wunderschön und: eine evangelische Dorf-Kapelle.

Zwar kann man bei einem, wenn auch kleinen, aber doch soliden Bauwerk kaum davon sprechen, dass Gregor und Maria Magdalena miteinander gingen, aber es entwickelt sich tatsächlich eine Beziehung zwischen den beiden – so wie Menschen ja auch Beziehungen zu anderen Dingen eingehen können. Zu einer Dampflok etwa. Oder einer Hammondorgel.
Nun könnte man meinen, eine solche Beziehung sei deutlich einfacher als Mensch-zu-Mensch-Partnerschaften, beneidenswert harmonisch vielleicht. Doch mitnichten. Die Schwedin Eija-Riitta Wallis Winther Arja Nikki Lee Eklöf etwa behauptete einst, mit der Berliner Mauer verheiratet zu sein. Sie ist heute Witwe.

Und Gregor? Der hat sogar einen Nebenbuhler. Es ist: der Pastor.

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