prisma 20/2016

Pfotenweich

Willkommen zurück, du steinalter, blutbärtiger Nationalismus. Willkommen, du Kitzel des Aufruhrs mit deinen Feindbildern. Willkommen, Orbán, Trump und Putin, du besonders, Idol der neuen Rechten!
Nein, ich nenne niemand einen Faschisten. Hier ist eine bessere Parallele: Im Goldenen Jahrhundert der Niederlande,
dem 17., blühten Freiheit und Künste. Die Toleranz war staunenswert, der Handel global, das Land wurde reich und hübsch.
Das währte, bis sich ein in Orange gefärbter Nationalismus Bahn brach und religiöse Haarspalterei das Leben kujonierte. Folge: Die führende Seemacht versank in Engstirnigkeit und Armut.
Auch die AfD ist eine Attacke auf jene Phase der  Weltoffenheit, die Deutschland wohlhabend und angesehen machte.
Die Entschlossenheit, dieser Attacke zu begegnen, ist in etablierten Parteien erschütternd gering. Dass die AfD menschenrechtswidrige, grundgesetzwidrige und sittenwidrige Positionen vertritt, wird eher pfotenweich als prankenstark angegangen. Das Thema Heimat bleibt denen überlassen, die es als Ersatzreligion missbrauchen. Die Jugend schweigt, elektronisch betäubt, politisch weggetreten. Was aber bleibt von Freiheit und Demokratie, wenn sich keiner wehrt?