prisma 24/2016

Sensible Seelen

Von Detlef Hartlap

An den "Pranger der Weltlächerlichkeit" möchte er sie stellen, der Schweizer Philosoph Eduard Kaeser. Wen? Die mit Worten und bei Gelegenheit auch mit Brandsätzen marodierende Rechte in Europa.
Ein solcher Pranger existiert nicht und leider auch kein Lügendetektor für nationalistische Wahrheitsklitterungen; er würde ohnehin in einem fort schrillen.
 
Was unsere deutschen AfD-Leute angeht, gerieren sie sich wie kleine Erdogans und schreien aua! bei jedem
Spott, von dem sie sich getroffen fühlen. Sind halt sensible Seelen.
In einem hörenswerten Essay von Deutschlandradio Kultur wurden sie als Gefährdete mit schlimmer Jugend analysiert. Demnach entbehren sie bitterlich der Autorität und der Homogenität des DDR-Staates, wo der Kontakt zu Fremden gegen null tendierte; der Verlust von Job und Selbstgefühl nach der Wende sei eine schlecht vernarbte Wunde, zumal sich das Versprechen von paradiesischen Zuständen im Kapitalismus nicht erfüllt habe.
Alles wahr. Und alles verdammt lang her. Wir leben im Jahr 2016. Und es geht heute darum, ob wir ein buntes Deutschland wollen oder ein graues; ein im weltweiten Wettbewerb gestähltes Deutschland oder ein im Saft seiner Provinzialität schmorendes.

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