prisma 49/2015

Teufels Werk

Von Detlef Hartlap

"Das Vergangene ist das Künftige von heute", sagt ein japanisches Sprichwort. Hier im Heute hat man den Eindruck, die Katastrophen der Gegenwart fegten jegliche Vergangenheit nur so beiseite.

Dabei ist es umgekehrt. Das Überständige aus alter Zeit spielt Katz und Maus mit uns. Vielleicht, dass es sich um Rückzugsgefechte handelt, je verzweifelter, desto terroristischer. Es herrscht eine große Ungleichzeitigkeit des Denkens und Empfindens. In den Spielarten des Islam werden die Ressentiments aus 1 000 Jahren gegen den Einbruch westlicher Normen munitioniert.

In Putins Russland sind es zaristische Verhaltensweisen, die wieder in Amt und Macht gehoben wurden. In Teilen Europas tauchen atavistische Begriffe wie Rasse, Blut & Boden wie Zombies aus dem Sumpf der Geschichte auf.

Keine Gegenwart, nirgends. Als ob dem Westen vor lauter Gespenstern die Zeit für Zukunft abhandengekommen wäre.

Die Ungleichzeitigkeit überfordert diejenigen, die mit unserer westlichen Gegenwart nicht mithalten (wollen) – und macht etliche zu Mördern im Namen der Vergangenheit.

Und der Westen? Muss er sich gar nicht fragen, welches sein Beitrag zu Teufels Werk gewesen ist?

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