prisma 05/2019

Ürfrig

Von Florian Blaschke

Menschen sprechen verschieden, also denken sie unterschiedlich – diese linguistische Annahme haben Forscher weitreichend belegt. Sprache formt Wissen und konstruiert Realität.

Während viele Begriffe im Laufe der Zeit zu Konsens geworden sind, gibt es immer wieder auch Versuche, dringend oder weniger dringend benötigte Wörter ad hoc zu erfinden. Im Internet etwa tauchte vor einigen Jahren die "Öpve" auf, was unter anderem "glitzrig überzogene Liebe" bedeutet.

Alexandra Reinwarth schrieb sogar ein ganzes Buch zu solchen Begriffen und erfand den "Fmieb" – den im Entstehen abgestorbenen Nieser. Während die Öpve jedoch zumindest in Teilen des Netzes geläufig ist, teilt sich der Fmieb das Schicksal mit "sitt" – dem Gegenteil von durstig, das 1999 vom Duden und einem Getränkehersteller aus 45.000 Vorschlägen ausgesucht worden war. Beide werden kaum benutzt. Und Wörter, die niemand nutzt, darf man wohl getrost als ürfrig bezeichnen.

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