prisma 52/2015

Viele Völker

Von Detlef Hartlap

Die Hochstufung von Partikularinteressen zum allein selig Machenden ist beispielhaft am Ruf "Wir sind das Volk" zu beobachten. Wer wäre das nicht? Und manche sicherlich mit erprobterer Berechtigung als die Pegida-Schreihälse.

Wie viele Völker in einem "Volk" stecken, und wie wenig dieses Wort geeignet ist, einen modern verfassten Staat zu charakterisieren, zeigt ein (unvollständiger) Rundblick in einer Woche im Dezember.

Gladbachs Sieg über die Bayern, das war für Millionen Fußballernstnehmer der Aufreger der Woche. Für die Leser von Klatschillustrierten war indes ein Fernseh-Kuss des Schlagerpärchens Helene Fischer und Florian Silbereisen das große Ding.

Diejenigen, für die noch das Primat der Politik gilt, werden auf den Bundestagsbeschluss zum Nahost-Krieg als herausragendes Thema verweisen.

Ob die einen das jeweils andere überhaupt wahrnehmen, ist nicht gesagt.

Ein Aufreger war auch Xavier Naidoo, was ich angesichts seiner genuschelten Einschlafmusik erstaunlich finde. Andere diskutierten über den ESC; das muss ein ganz besonderes Völkchen sein.

Deutschland ist nicht aus einem Guss. Zum Glück. Nur so konnte es ein lebenswertes Land werden.

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