prisma 14/2016

Weltbürger

Von Detlef Hartlap

Was zeichnet einen Weltbürger, den Kosmopoliten, aus? Er kann lachen, auch wenn's mal eng wird. Der erste Kosmopolit, dem ich als junger Leser begegnete, hieß Thomas Lieven. In Simmels Roman "Es muss nicht immer Kaviar sein" wurde er im Krieg durch die Mangel der Geheimdienste gedreht, verlor dennoch nie seinen Humor und half, Leben zu retten.
In den 60er und 70er Jahren gelangte Deutschland peu à peu zu einiger Weltläufigkeit. Das ehrliche Interesse an vordem missachteten Menschen, Ländern und ihren Gebräuchen ließ Deutschland einen Rang in der Welt zurückgewinnen, den es in Zeiten der Barbarei eingebüßt hatte.
Der Kosmopolit fühlt sich in vielen internationalen Netzwerken zu Hause. Er liebt seine Heimat, wie man seine Eltern liebt, auch wenn er die Erfahrung gemacht hat, dass einem Fremden mitunter eher zu trauen ist als dem Nachbarn.
Der Kosmopolit weiß von der Möglichkeit gesellschaftlicher Entwicklungen zum Guten wie zum Abrutschen in überwunden geglaubte Zustände.
Letzteres wird er sich nicht gefallen lassen und alles tun, um es zu verhindern. Vor allem aber wird er lachen. Muff und Niedertracht verdienen es, ausgelacht zu werden.

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