prisma 47/2015

Werteverfall

Von Detlef Hartlap

Der Deutsche Fußball-Bund und wir. Das ist wie mit einem vertrauten Onkel, der wohl immer ein bisschen spröde war, den man aber trotzdem mochte. Bis wir erfahren mussten, dass Onkelchen eine Menge Dreck am Stecken hat.

Die Reaktion darauf: Na und! Davon lassen wir uns das Sommermärchen von 2006 nicht kaputtreden. Wie wir uns auch VW nicht von den Neidern in den USA kaputtmachen lassen; oder Siemens mit den schon halb vergessenen Schmiergeldzahlungen; oder die allzu trickreiche Deutsche Bank. Machen doch alle so.

Auf den ersten Blick erscheint das Sommermärchen als Widerlegung des berühmten Theodor-Adorno-Diktums, wonach es "kein richtiges Leben im falschen" geben könne. Was schön war, muss auch gut gewesen sein, egal, wie es zustande kam.

Auf lange Sicht behält Adorno recht. Was ist noch übrig von den gern beschworenen "deutschen Werten"? Wenn beim Publikum kriminelle Energie achselzuckend durchgeht, versagen die gesellschaftlichen Selbstheilungskräfte.

Hamburgs Olympia und die Fußball-EM 2024 haben nach Stand der Dinge keine Chance, nach Deutschland vergeben zu werden. Es sei denn, es würde wieder massiv manipuliert ...

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