Auf einer Rundreise durch Irland hatte ich kürzlich Gelegenheit, eine echte Rarität zu probieren: einen Whiskey, 30 Jahre gereift und abgefüllt zehn Jahre vor meiner Geburt. Es war: atemberaubend – wie auch der Preis, den unser Gastgeber dafür bezahlt hatte und den er uns zwar verriet, den ich hier aber nicht ausbreiten mag.
Wenig später las ich in der Zeitschrift "Business Punk" das Porträt zweier Gründer aus L. A.: Joanne Haruta und Bryan Davis. Sie haben eine "Zeitmaschine" erfunden, die Schnaps innerhalb weniger Tage so manipuliert, dass er chemisch gesehen 30 Jahre im Holzfass gereiften Spirituosen so gut wie gleicht.
Es ist eine Idee, die in unsere Zeit passt, in der Geduld und Zufall keinen guten Leumund haben. Schnell muss es gehen – und berechenbar soll es sein. Ich gestehe: Einen Whiskey von Haruta und Davis würde ich gerne mal probieren, und sicher wäre er um einiges billiger als unser irischer Tropfen. Doch ich weiß auch, was mir abgehen würde: die Geschichte(n), die er nicht zu erzählen hätte – und die man so gerne mitbezahlt.