13.02.2018 Eifel-Literatur-Festival

"Lust auf Literatur ganz ohne Dünkel und Arroganz"

Von Katharina Hamacher
"Mein Traum ist, dass Leute Neues entdecken", sagt Josef Zierden über das Eifel-Literatur-Festival.
"Mein Traum ist, dass Leute Neues entdecken", sagt Josef Zierden über das Eifel-Literatur-Festival. Fotoquelle: Foto Seydel

Beim Eifel-Literatur-Festival begeistern herausragende Autoren regelmäßig in ausverkauften Sälen. In prisma spricht Gründer und Veranstalter Josef Zierden über sein Erfolgsgeheimnis.

Richard David Precht nennt es das "liebevollste Literaturfestival Deutschlands". Tausende Besucher nehmen oftmals eine lange Anfahrt in Kauf, um ihre Lieblingsautoren in ausverkauften Häusern live zu erleben. Die 13. Auflage des Eifel-Literatur- Festivals (ELF) eröffnet am 6. April vor 1440 Besuchern Bestsellerautor Sebastian Fitzek.

Zwischen April und Oktober verspricht das Eifel-Literatur-Festival 24 Sternstunden für Leser. Wie gelingt es Ihnen, Bestsellerautoren wie Charlotte Link, Ingrid Noll oder die Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch in die Eifel zu locken?

Inzwischen rennen wir bei den Autoren offene Türen ein, aber bis dahin war es ein weiter Weg. Um Charlotte Link habe ich zehn Jahre lang geworben, sie war nach Günter Grass mein härtester Fall. Für den Erfolg des Festivals sind zufriedene Autoren unser höchstes Gut, denn nur dann geben sie ihr Bestes. Wir holen sie teilweise mit der Limousine vor der Haustür ab und lesen ihnen jeden Wunsch von den Augen ab. Ganz wichtig ist auch, den Autoren volle Häuser zu bescheren. Niemand möchte vor einer Handvoll Zuschauer lesen. Das hat sich inzwischen rumgesprochen. Es passiert sogar, dass sich Autoren bei mir darüber beschweren, nicht eingeladen worden zu sein (lacht). In diesem Jahr wollte Sven Regener unbedingt in die Eifel kommen. Aber es gibt auch Namen, die eher die großen Medienmetropolen vorziehen.

Dazu gehört auch Köln mit der LitCologne. Ist es schwierig, sich von solch einer übermächtigen Konkurrenz abzugrenzen?

Ich sehe die beiden Veranstaltungen überhaupt nicht als Konkurrenz, da sie nicht vergleichbar sind. Die LitCologne als profitorientierte Veranstaltung ist ein Eventfeuerwerk, das ELF ein Marathonfestival von April bis Oktober. Während in Köln ausschließlich Bestsellerautoren ihre Neuheiten präsentieren, bin ich auch hinter Autoren her, die keine neuen Bücher haben. Zudem gibt es uns seit 1994, also länger als die LitCologne. Und wir arbeiten ausschließlich ehrenamtlich. Hier steckt sich keiner die Taschen voll. Voll ist bei uns nur das Herz, denn wir wollen eine tolle Veranstaltung auf die Beine stellen.

Was ist Ihnen bei der Zusammenstellung des Programms wichtig?

Der richtige Mix. Den hinzubekommen, ist meine Hauptarbeit. Belletristik und Sachbuch, Unterhaltung und Anspruch – für jeden muss etwas dabei sein und es darf keine Hemmschwelle geben, die jemanden daran hindert, zu uns zu kommen. Das ganze Festival ist eine Serviceleistung für Leser, die Lust machen soll auf Literatur ganz ohne Dünkel und Arroganz. Mein Traum ist, dass Leute Neues entdecken und sich auch auf weniger populäre oder schwierige Autoren wie Raoul Schrott einlassen.

Der Buchmarkt ist im Wandel. Verändert sich dadurch auch das Festival?

Es ist ein Phänomen, dass die Verkaufszahlen im Buchhandel stetig sinken, die direkte Begegnung mit Autoren aber immer beliebter wird. Die Lust der Menschen an Lesungen als Event führt wiederum zu einem verstärkten Kaufimpuls. Bei unseren Lesungen bersten fast die Büchertische; Daniel Kehlmann hat beim ELF 2014 seinen persönlichen Signierrekord gebrochen. In diesem Jahr umfasst das Gesamtwerk aller Autoren rund 450 Bücher. Das ist ein kleiner Ausschnitt aus insgesamt rund 80 000 Neuerscheinungen pro Jahr in Deutschland. Um bei den Besuchern das Interesse an Literatur zu wecken, lege ich großen Wert auf eine kurze, aber fundierte und allgemeinverständliche Einführung vor der Lesung. Mein Anspruch ist, dass die Leute schlauer rausgehen, als sie reingekommen sind.

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