22.04.2024 Arzt-Kolumne

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Von Dr. Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Vor zwei Wochen kam ein neunjähriger Grundschüler mit seiner Mutter in die Praxis. „Schauen Sie mal. Was ist das denn? Warzen?“ Das fragte mich die Mutter und zeigte mir die Unterarme ihres Sohnes. Diese waren übersäht mit stecknadelgroßen Hautknötchen. Ich schaute mir die kleinen Knötchen an. Der Junge hatte sie auch an anderen Stellen seines Körpers, an den Hüften, im Nacken und sogar auf den Augenlidern. „Es sind tatsächlich Dellwarzen“, antwortete ich der Mutter.

Dellwarzen entstehen nach der Infektion mit dem Molluscum contagiosum-Virus, einem hochansteckenden Pockenvirus. Kinder stecken sich häufig in der Turnhalle oder im Schwimmbad an. Dellwarzen werden deshalb auch Wasser- oder Schwimmbadwarzen genannt.

Das Wasser weicht die Haut auf, sodass das Virus leicht eindringen und sich dann in der obersten Hautschicht vermehren kann. Die infizierten Zellen wuchern und bilden die Dellwarze, die wiederum jede Menge frischer Viruspartikel enthält. Über die Hände oder auch Handtücher und Waschlappen wird das Virus dann weitergetragen – auf andere Körperregionen und zu Menschen, die die infizierten Textilien ebenfalls benutzen. Kinder mit Neurodermitis stecken sich besonders schnell an, weil bei ihnen die Hautbarriere durchlässiger für Keime ist.

Mit richtigen Warzen haben Dellwarzen nur ihr Aussehen gemein. „Zum Glück sind Dellwarzen völlig harmlos“, beruhige ich meinen jungen Patienten und seine Mutter. „Sie werden von selbst in ein paar Wochen verschwinden.“

Aber sie jucken!“, entgegnete der Neunjährige. Jucken ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem sich mit dem Dellwarzen-Virus beschäftigt, also eigentlich ein gutes Zeichen. „Aber du darfst nicht kratzen, denn damit verteilst du die Viren und das ist schlecht, besonders wenn Viren ins Auge geraten. Auch wenn du jetzt die Dellwarzen-Stellen eincremst, verteilst du die Viren – also besser nicht. Im Schwimmbad deckst du die Dellwarzen am besten mit einem wasserfesten Pflaster ab und trägst in Zukunft am besten Badeschuhe. Und natürlich solltest du auch dein Handtuch nicht mit anderen Personen teilen“, erklärte ich ihm.

Der Mutter empfahl ich das folgende weitere Vorgehen: „Sollten die Dellwarzen in sechs Monaten noch immer da sein, kommen Sie noch einmal in die Praxis und dann überlegen wir, ob wir eine Tinktur einsetzen, zum Beispiel eine Vitamin-ASäure-Lösung.“

Das Abschaben mithilfe eines scharfen Löffels, das Ausdrücken mit einer Spezialpinzette oder eine Laserbehandlung oder Behandlung mit flüssigem Stickstoff – all das ist zwar theoretisch möglich, aber in den meisten Fällen nicht nötig.

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