23.01.2018 Michael Kunze im Interview

"Polanski sagte: Mach, was du willst!"

Von Matthias M. Machan
Tanz der Vampire: Das Musical ist ab 14. Februar 2018 in Köln zu sehen.
Tanz der Vampire: Das Musical ist ab 14. Februar 2018 in Köln zu sehen. Fotoquelle: Stage Entertainment

Im prisma-Interview spricht Michael Kunze über die Zusammenarbeit mit Roman Polanski und seinen Wandel vom Hit-Produzenten zum Musical-Autor.

Michael Kunze schrieb Hits wie "Griechischer Wein" und "Ein Bett im Kornfeld", arbeitete mit Udo Jürgens, Peter Maffay und Peter Alexander zusammen, bekam für "Fly, Robin, Fly" als erster Deutscher überhaupt einen Grammy. Und er gilt in seiner zweiten Karriere als der erfolgreichste deutsche Musical-Texter. Für Roman Polanskis Musical- Welterfolg "Tanz der Vampire" – ab 14. Februar im Kölner Musical-Dome – sorgte Kunze für die Übertragung der Bildsprache des Films in Szenen, Songs und Chöre.

Mehr als acht Millionen Zuschauer hatte "Tanz der Vampire" bereits. Was ist das Erfolgsrezept?

Es ist die Mischung aus schwarzem Humor, furiosen Tanzszenen, der opulenten Musik von Jim Steinman und natürlich der Regie des Oscar-Preisträgers Roman Polanski.

Was war Ihre Aufgabe?

Aus dem Film ein Musical zu machen. Im Film gibt es ja keine richtige Hauptfigur. Die brauchen wir aber unbedingt auf der Bühne. Eine Figur, mit der sich das Publikum identifiziert, sowie eine durchgehende, schlüssige Handlung mit vielen Emotionen.

Und wie war die erste Begegnung mit Roman Polanski?

Als wir in Paris über das Projekt sprachen, sagte er: "Ich habe keine Ahnung vom Musiktheater. Mach, was du willst!" Damit hatte ich die Carte blanche, einen Blankoscheck.

Sie haben Tausende Songs geschrieben. Wenn Sie das Radio anmachen, dürfte es schwer sein, Ihren Songs zu entgehen ...

Es dürften insgesamt wohl über 5 000 Songs sein. Rund 300 davon waren in den Charts, etwa "Griechischer Wein", "Ein Bett im Kornfeld", "Fly, Robin, Fly" oder "Lady Bump".

Wie kam der Wandel vom Hit-Produzenten zum Musical-Autor?

Es hat mich gelangweilt, immer nur im Studio zu sitzen, keinen Kontakt mit dem Publikum zu haben. Im Theater habe ich das Publikum. Das ist schöner als jeder Nummer-1-Hit.

Deutschland ist Musical-Land. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Musiktheater hat ja im Grunde genommen schon seit den Griechen eine unglaubliche Strahlkraft. Theater und Musik auf einer Bühne ist eine lebendige, faszinierende Konstruktion.

Was hören Sie privat?

Vor allem Klassik. Ich bin ein Verehrer von Bruckner, Mozart und Rachmaninow.

Und was steht bei Ihnen 2018 an?

Ich arbeite zusammen mit Albert Hammond, der ja Welthits wie "One Moment in Time" oder "It Never Rains in Southern California" geschrieben hat, an einem neuen Musical. Es handelt von der Besteigung des Matterhorns und dem Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

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