21.05.2019 Henning Krautmacher im Interview

Die Höhner: Und die Show sitzt wieder

Von Stephan Braun
"Funambola – Capriolen des Lebens": So heißt die aktuelle Höhner-Rockin’-Roncalli-Show. prisma sprach mit Henning Krautmacher (3. von rechts).
"Funambola – Capriolen des Lebens": So heißt die aktuelle Höhner-Rockin’-Roncalli-Show. prisma sprach mit Henning Krautmacher (3. von rechts). Fotoquelle: Manfred Jasmund

Kaum eine Musikgruppe ist so vielseitig wie die Höhner aus Köln. Sänger Henning Krautmacher spricht über ein turbulentes Höhner-Jahr.

Wir erreichen Henning Krautmacher zum Gespräch auf Mallorca. Dorthin zieht er sich gerne zurück, schreibt Texte, trifft sich mit Musikern. "Heute Abend besucht mich ein befreundeter Musikerkollege. Wir versuchen andauernd etwas Neues", sagt er. Die Höhner-Rockin'-Roncalli-Show ist nicht mehr ganz neu: Im 20. Jahr sorgen die Kölner für ausverkaufte Manegen, spätestens alle vier Jahre gibt es ein völlig neues Programm. Die Show "Funambola – Capriolen des Lebens" geht jetzt ins vierte Jahr, wird in Leverkusen und in Oberhausen aufgeführt. 

Im 20. Jahr findet die Höhner Rockin'-Roncalli-Show statt. Erinnern Sie sich noch an die damalige Idee?

Klar, 1999 fand das erste konspirative Treffen mit Roncalli-Direktor Bernhard Paul statt. Dieses Treffen war das Ergebnis eines gegenseitigen Versprechens. Denn viele Künstler finden sich ja gegenseitig toll und versprechen sich dann: "Mensch, wir müssen irgendwann einmal was Tolles zusammen machen!" Meistens wird nichts daraus. In unserem Fall ist damals aber was daraus geworden. Das war 1999. Da haben wir den Namen erfunden und auch in groben Zügen das Konzept entwickelt. Jetzt spielen wir schon im 20. Jahr.

Wie ist die Show damals grundsätzlich entstanden?

Zunächst einmal mussten wir damals alle zusammenfinden. Bernhard Paul war natürlich sehr viel daran gelegen, dass seine Zirkusidee mit sehr viel Poesie und Nostalgie erhalten bleibt und dass wir Höhner daraus nicht eine Popnummer machen. Und dennoch sollte ja etwas Neues entstehen. Deshalb verdanken wir dem großen Musikerherz von Bernhard Paul, – er ist ja auch ein begnadeter Schlagzeuger und großer Beatles-Fan - dass die Show etwas lauter werden durfte und auch etwas schriller, zum Beispiel durch neue Lichteffekte.

Womit überraschen Sie die Besucher dieses Jahr in Leverkusen und in Oberhausen?

Jede Zirkusshow ist ja schon an sich eine Überraschung, auch für uns als Musiker. Denn nichts ist unberechenbarer als ein Showprogramm. Und wenn es dann auch noch ein Zirkusprogramm ist, dann ist es besonders unberechenbar. Unsere Show hängt von so vielen Faktoren ab: Wie ist das Publikum an diesem Tag eingestellt? Sind die Zuschaer eher poetisch, eher laut oder eher leise? Wie sind die Artisten drauf? Geht bei ihnen heute alles gut? Also: Für Überraschungen ist eigentlich immer gesorgt. Aber es geht am Ende immer alles gut.

Was ist das Besondere an der aktuellen Show Funambola?

In sich ist jede unserer Höhner Rockin'-Roncalli-Shows eine geschlossene Geschichte, so auch jetzt bei Funambola, was ja so viel bedeutet wie Seiltänzerin oder Seiltänzer. Damit versinnbildlichen wir, dass unser ganzes Leben eine Gratwanderung, eine Art Seiltanz sein kann: Man muss immer darauf achten, dass man nicht links oder rechts abstürzt. Und dazu spielt die Liebe in der Show eine große Rolle. Ganz besonders an Funambola ist, dass zu Beginn der Show ein Fabelwesen erscheint, dass Anschluss sucht. Das ist auch ein schönes Bild für unsere augenblickliche Situation in der ganzen Welt: Überall suchen Menschen Anschluss, suchen neue Freunde. In unserem Fall sucht José den Anschluss an unsere Zirkusfamilie, er möchte aufgenommen werden. Und im weiteren Verlauf der Show, in der immer wieder Seile im Mittelpunkt stehen, wird er mehr und mehr aufgenommen.

Wie entsteht denn heute eine neue Show?

In den ersten Jahren sind wir natürlich dem sehr erfahrenen Zirkusdirektor und Regisseur Bernhard Paul gefolgt. Inzwischen nehmen wir Höhner mehr Einfluss auf die Gestaltung der Shows, denn wir binden ja auch unsere Musiktitel ein. Das ist ein richtig tolles Zusammenspiel, das sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Und dann kommt es ja auch immer darauf an, ob die Artisten und Künstler, die aus der ganzen Welt kommen und die wir alle gerne mit dabei hätten, auch Lust und Zeit haben.

Das klingt ja wirklich sehr eingespielt und kommt Ihnen bei Ihrem vollen Höhner-Kalender sicher sehr entgegen. Müssen Sie überhaupt noch lange für die Shows proben?

Im ersten Jahr haben wir ein ganzes Jahr fast am Stück gearbeitet, geschrieben, geprobt, wieder verworfen, nochmal geschrieben und geprobt – und haben dann nur zwei Wochen in einer Stadt gespielt, damals in Köln. Inzwischen dauert die Vorbereitung für eine ganz neue Show nur noch, aber immer noch, drei bis vier Monate. Funambola spielen wir ja jetzt im vierten Jahr. Da schauen wir uns jedes Jahr die Videoaufzeichnungen des Vorjahres an und frischen auf. Denn immer kommt etwas Neues hinzu, zum Beispiel weil Artisten ein anderes Engagement haben. Dann müssen wir den ein oder anderen Programmpunkt auffrischen oder erneuern. In diesem Jahr sprechen wir für die Shows in Leverkusen und Oberhausen von einer Vorbereitungszeit von drei bis vier Wochen: Dann sitzt die Show wieder.

Nicht so bescheiden: Ab und zu müssen Sie ja auch neue Musiker einbinden. Sie haben in Heiko Braun am Schlagzeug und Joost Vergoossen an der Gitarre gleich zwei neue Bandmitglieder!

Ja, und ausgerechnet auch an diesen beiden Instrumenten! Der Rhythmus ist beim Zirkus das Wichtigste überhaupt. Wenn Tempo und Rhythmik insgesamt nicht zum Artisten passen, dann wird da kein Schuh draus. Deshalb ist unser Schlagzeuger der Motor der Band: Er muss in der Show immer sehr aufmerksam sein, schauen, was sich gerade in der Manege tut, auch mal entgegen dem Takt besondere Akzente setzen. Das Zirkuspublikum ist da sehr verwöhnt – und unser Schlagzeuger ist gefordert. Und bei irgendetwas Unvorhergesehenem, da sind sofort der Schlagzeuger und der Sologitarrist gefragt. Ich als Sänger kann dann nicht mit irgendeinem Text irgendetwas singen. Nein, da muss die Band als Ganzes funktionieren und durchaus auch einmal improvisieren. Zwei ganz wichtige Rollen also vor allem für unseren Schlagzeuger und unseren Sologitarristen. Da sind wir sehr froh, dass wir in den neuen Kollegen Heiko und Joost zwei absolute Profis haben.

Im Karneval haben die beiden Neuen ja schon eine komplette Session hinter sich, aber in der Zirkusmanage standen sie noch nicht.

Genau. Sie kennen Funambola aus Aufzeichnungen, haben aber noch nie mitgespielt. Die Beiden haben Videos studiert und geübt, was sie üben konnten. Bei allen Überraschungseffekten, die es geben wird, sind wir alle gespannt, wie wir zusammen funktionieren werden. Aber wir alle sind uns sehr sicher, dass es eine tolle Show werden wird. Und was die beiden neuen Kollegen betrifft: Beide sind Formel-1-Musiker!

2019 ist also mal wieder ein aufregendes Jahr für die Höhner: Die Karnevalssession haben Sie schon komplett in neuer Besetzung gespielt, jetzt geht es mit den beiden neuen Bandmitgliedern direkt in die Rockin'-Roncalli-Show, im August gibt's wieder die Höhner Classic, zwischendrin immer wieder Tourauftritte, der Karnevalsstart am 11.11. kommt auch wieder ganz schnell, und ab Ende November steht die Höhner Weihnacht auf dem Programm. Ist das der ganz normale Höhner-Wahnsinn?

Also im Moment ist es wirklich unglaublich. Diese Vielseitigkeit unserer Band zeigt sich ja eigentlich immer in abgeschlossenen Projekten. Aber dieses Jahr mischt sich das alles ein bisschen: Unsere Frühjahrstour haben wir unterbrochen für Auftritte bei minus acht Grad auf dem Hintertuxer Gletscher und kurz danach mit dem Engagement auf dem neuen Jeckliner. Im erweiterten Sinne sind das ja auch karnevalistische Aufritte. Es ist schon spannend, dass der Karneval zwischendrin immer wieder mal bei solchen Projekten aufblüht. Aber jetzt kommen wir in die Phase der abgeschlossenen Projekte und fangen mit der Höhner Rockin'-Roncalli-Show an. Besonders freuen wir uns dann auch auf die Höhner Classic, und da zum Beispiel auf den 20. Juni, wenn wir auf Einladung des Bundespräsidenten im Garten der Villa Hammerschidt in Bonn ein ganz besonderes Höhner-Classic-Konzert zusammen mit dem Orchester der Jungen Sinfonie Köln spielen werden. Das ist eine große Ehre für uns.

Ganz schön Vielseitigkeit dann auch für Ihre beiden neuen Bandmitglieder!

Ja, und das mögen sie auch. Ein Jahr lang jeden Tag dasselbe zu spielen, das kommt einem Musiker dann irgendwann auch einmal zu den Ohren raus. Das kann es ja nicht sein. Deshalb mögen wir diese Abwechslung bei uns, selbst wenn es mehr Arbeit ist, viel mehr Probenarbeit ist da zum Beispiel gefordert.

Dann wird es jetzt auch Zeit für ein neues Album!

An neuen Dingen sind wir auch dran. Ich sitze zum Beispiel gerade an neuen Texten, wir treffen uns auch sporadisch in Kreativteams und tauschen uns ständig aus. Und wir arbeiten auch an neuen Songs, aber ohne uns dabei unter Druck zu setzen, denn es hat sich ja alles verändert: Eine Albumproduktion ist ja gar nicht mehr so zwingend erforderlich, aber wenn man dann einen Hit landet, dann sollte man auch direkt noch mehr Songs in petto haben, so dass daraus auch ein Longplayer werden könnte. Aber das Kaufverhalten der Menschen hat sich ja so enorm verändert, dass man ja nicht mehr gezwungen ist, einen Longplayer zu kaufen. Jeder kauft doch oft nur einen Song und lädt ihn herunter – dem müssen wir Rechnung tragen. Deshalb schreiben wir auch fleißig. Heute Abend besucht mich zum Beispiel ein befreundeter Musikerkollege. Wir versuchen also andauernd etwas. Manchmal treffen wir uns einfach einmal in der Eifel, um die Türen hinter uns zu schließen und keine Störmomente zu haben. Und man kann sagen: In der Regel kommt dabei dann auch pro Tag ein Song raus. Am Ende bleiben dann aber wiederum nur sieben oder acht Songs übrig, die es dann wirklich auf ein neues Album schaffen ...

... mit dem Ihre Fans für wann rechnen können?

Ich glaube nicht, dass wir noch in diesem Jahr einen Longplayer veröffentlichen. Unser letztes Album "Wir sind für die Liebe gemacht" ist jetzt gerade 15 Monate alt, da haben wir also noch ein bisschen Zeit. Ich könnte mir das Frühjahr 2020 sehr gut für unser nächstes Album vorstellen.

VIP-TICKETS FÜR DIE ROCKIN’-RONCALLI-SHOW GEWINNEN!

Showdaten, Leverkusen: 22. Mai bis 2. Juni, Oberhausen: 7. bis 16. Juni, Tickets: ab 18 Euro, mehr unter: hoehner-rockin-roncalli.de. Wir verlosen für beide Spielorte jeweils 2 x 2 VIP-Arrangements (Königsloge, Begrüßungssekt, Treffen mit den Höhnern): Einfach bis zum 31. Mai anrufen unter 01379/88 70 20 *

* 0,50 Euro/Anruf a. d. dt. Festnetz/Mobilfunk abweichend. Die Tickets wurden prisma vom Kooperationspartner unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Keine Barauszahlung des Sachpreises möglich. Rechts- und Postweg sind ausgeschlossen. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. prisma -Mitarbeiter und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen. Teilnahmebedingungen auf www.prisma.de/agb – Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Die Erhebung von Daten erfolgt ausschließlich zur Gewinnerziehung. Informationen zum Datenschutz unter www.prisma.de/datenschutz

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