"Game of Thrones": Häppchen zur Enthauptung
Der Welterfolg "Game of Thrones" ist nichts für schwache Gemüter. Jetzt kommt Staffel sechs.
Der Gott des Gemetzels heißt George R. R. Martin, ist 67 Jahre alt und schreibt seit ewiger Zeit an "Game of Thrones". Die Umwandlung seiner Romane zu einer Fernsehserie ist ein weltweites Ereignis, am Sonntag geht es mit der sechsten Staffel weiter.
Mancher neuzeitliche Miesepeter behauptet, "Game of Thrones" sei "Der Herr der Ringe" für Arme. Aber das kann nur daran liegen, dass er die alten Kulturkunstsprachen Dothrakisch und High Valyrian nicht so gut beherrscht, weswegen manche Feinheit verborgen bleibt.
Wenn Drogo und Daenerys auf Dothrakisch turteln, ist das für Eingeweihte ein Gedicht. 3800 Wörter Dothrakisch sind mittlerweile aktenkundig geworden. Das ist mehr als doppelt so viel, wie der gemeine Deutsche in seiner Muttersprache benutzt.
Das ist "Game of Thrones"
Auch stört es manchen Feingeist, dass ein Held und Sympathieträger wie Ned Stark schon in der ersten Staffel zum Schafott geführt und tatsächlich geköpft wurde. So was mag in der Tat serienuntypisch sein, aber das ist "Game of Thrones".
Da auch die Helden, an deren Unverwundbarkeit normalerweise kein Gott und nicht einmal George R. R. Martin hätten rütteln können, aus dem Geschehen hinweggemordet werden (in der 5. Staffel traf es Jon Schnee; Trauer über Winterfell!), empfiehlt es sich, in niederschmetternden Momenten nach dem Buch "Game of Scones" zu greifen (Scone = Gebäck) und sich ein Trosthäppchen zu zaubern bzw. vorsichtshalber schon parat zu haben.
Denn jene Sequenzen, in denen die handfeste Mittelalterlichkeit der Handlung selbst abgebrühten Gemütern auf den sonst robusten Magen schlägt, lassen sich beispielsweise mit "Tyrions Shortbread" (ein kleines Plätzchen, das lange Schatten wirft) einigermaßen überstehen. Mehl, Butter, Eiweiß und viel Farbe reichen völlig aus (hier geht's zum Rezept).
Kein Pferd könnte ihn tragen
Die Dothraki (die mit der gleichnamigen Sprache) sind von alters her ein Reitervolk. Ihr wichtigstes Wort lautet folgerichtig "hrazet" (Pferd). Ihr schlimmstes Schimpfwort heißt "ifak" (Fußgänger). Natürlich haben wir George R. R. Martin schriftlich gefragt, ob er Fußgänger hasst. Keine Antwort.
Aber wenn man sich Fotos von ihm anschaut, könnte man schließen: Der Kerl ist in seinem Leben noch nie zu Fuß gegangen. Aber ein Pferd trägt ihn auch nicht.
Studenten verschiedener amerikanischer Universitäten haben versucht, anhand von Äußerungen, Liebesfällen, feindlichen Begegnungen (viele) und friedlichen Begegnungen (einige) die absolut wichtigsten Figuren aus dem "Game of Thrones"-Universum zu filtern.
Tyrion Lannister (gespielt von Peter Dinklage) ist demnach der wichtigste Charakter, gefolgt von Sansa Stark (Sophie Turner), wobei sich die Gewichte zusehends zu Daenerys Targaryen (Emilia Clark) verschieben.
"Bei der Ehre meiner Küche"
Wie es der Zufall will, ist auch die Autorin von "Game of Scones" eine Lannister, Jammy Lannister. Sie weiß, was es braucht, um eine enthauptungsintensive Serienfolge unbeschadet zu überstehen. "Bei der Ehre meiner Küche", sagt sie im Vorwort, "verkünde ich, Jammy Lannister, dass mein geliebter Bruder keine rechtmäßigen Erben hinterlassen hat" – und empfiehlt zum weiteren Verzehr "Leckereien aus dem Götterhain", einen Cupcake (hier geht's zum Rezept).
Sie schreibt: "Verbeuge dich und schwöre dem heiligsten aller Häppchen einen Eid – ob du nun den Alten Göttern folgst oder dich im Licht der Sieben sonnst. Dieser Cupcake wird aus dir einen wahren Gläubigen machen!"
Ein Hinweis sei noch auf die "Rote Hochzeitstorte" gestattet, "für die es sich", behauptet Jammy, "zu sterben lohnt" (hier geht's zum Rezept).
Die sechste Staffel der Serie ist in der Nacht von Sonntag auf Montag parallel zur US-Ausstrahlung auf Sky On Demand zu sehen, bei Sky Go und Sky Online sowie als Abruf im Stream.
