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Neue Marvel-Serie "WandaVision": Superhelden auf der Couch

von Andreas Fischer

So magisch kann Fernsehen sein: Disney+ schickt die Superhelden Wanda Maximoff und Vision durch uralte Sitcoms. Spektakulärer könnte der Auftakt der Programmoffensive nicht sein.

Die Sache mit dem Tod sollte man bei Superhelden generell nicht so ernst nehmen. Dass also Vision (Paul Bettany) von den Toten aufersteht, dafür hat Marvel-Chef Kevin Feige ganz logische Gründe in die Drehbücher von "WandaVision" schreiben lassen. Und die haben es in sich: Die neue Serie ist eine Mischung aus Fiebertraum, Wahnwitz und guter alter Sitcom-Unterhaltung. 

Dass vor dem Start am 15. Januar – los geht's mit einer Doppelfolge, danach gibt es wöchentlich eine neue Episode – nicht wirklich viel über "WandaVision" durchsickerte, ist erstaunlich. Immerhin waren mehr Menschen als gewöhnlich an der Serie beteiligt: Die erste der neun etwa 30-minütigen Folgen wurde vor einem Live-Publikum im Studio gedreht – ganz so, wie es in den 1950er-Jahren üblich war. Dort sind Vision und Wanda Maximoff (Elizabeth Olson) nämlich gelandet und lümmeln auf der Couch in ihrem hübschen kleinen Vorstadthäuschen herum.

Ganz ehrlich: Wirklich schwierig ist die Auferstehung von Totgeglaubten in Marvels Film und Fernsehen gewordenem Comic-Universum ohnehin nicht. Aber was sich da anbahnt, sieht schwer nach Kampfansage an die Streamingkonkurrenz aus. Der im Kinofilm "Infinity Wars" von Thanos getötete Vision lebt zusammen mit Wanda eine schnuckelige Vorstadtehe in Schwarz-Weiß.

Doch die Idylle bekommt Dimensionsrisse, durch die nicht nur Farbe ins Bild tropft. Alte Bekannte aus dem Marvel-Universum tauchen auf, neue Feinde sowieso und natürlich walten in der mysteriösen Geschichte rohe Superheldenkräfte.

Was dabei kaum auffällt: Computereffekte gibt es nicht – obwohl Wanda und Vision von ihren besonderen Fähigkeiten reichlich Gebrauch machen. Dass sich Tische von selbst decken, Menschen durch die Luft schweben und sich zierliche Hausfrauen Klaviere unter den Arm klemmen, all das wurde mit analogen Tricks, mit Drähten, cleveren Schnitten und ausgeklügelten Kameraeinstellungen umgesetzt. Spezialeffekte als liebevolle Magie, so etwas hat man lange nicht gesehen.

Die Illusion jedenfalls ist perfekt – zumindest vor dem Bildschirm. Aber dass etwas an ihrem Leben nicht stimmt, das ahnen Vision und Wanda schnell. Spätestens am Ende der ersten Episode ist dann auch das Publikum im Bilde. Mehr verraten werden soll an dieser Stelle nicht: erstens, um den Spaß nicht zu verderben und zweitens, weil Disney+ vorab lediglich drei Episoden zur Verfügung gestellt hat.

In denen aber sind Wanda und Vision innerhalb eines Tages schon Eltern von Zwillingen geworden und haben der amerikanischen TV-Kultur von drei Jahrzehnten ihre Ehre erwiesen. Die einzelnen Folgen sind Hommagen an Klassiker wie "The Dick Van Dyke Show", "I Love Lucy" oder "Verliebt in eine Hexe". Auch das ist liebevoll und magisch – man könnte es sich glatt in der Nostalgie gemütlich machen.

Aber weil es immer mal Werbung für einen Toaster von Stark Industries oder Schaumbädern der geheimen Nazi-Organisation Hydra gibt, wird daraus nichts: "WandaVision" nimmt zum Ende der dritten Episode Fahrt in die Realität auf. Außerhalb der Sitcom-Idylle, in der Jetztzeit des Marvel Cinematic Universe, müssen sich die Helden nach den Ereignissen von "Avengers: Endgame" nämlich neu sortieren. Bei Disney+ machen das später im Jahr unter anderem auch noch "The Falcon And The Winter Soldier", "Loki", "Ms. Marvel" und "Hawkeye".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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