Zum 70. Geburtstag von Corinna Harfouch: Das sind ihre Top-Filme

21.10.2024
von TB

Am 16. Oktober 2024 ist Corinna Harfouch 70 Jahre alt geworden. Ihr Alter sieht man der in Suhl geborenen Schauspielerin allerdings nicht an. Dafür spricht auch die Tatsache, dass sie seit 2023 als Ermittlerin zur festen Besetzung des Berliner Tatorts gehört – als echte Kommissarin wäre sie also bereits seit Jahren im Ruhestand. Corinna Harfouch war in der beliebtesten deutschen Krimi-Reihe bei Gastauftritten schon mehrfach zu sehen – zum ersten Mal vor über drei Jahrzehnten. Doch sie auf Fernsehkrimis zu beschränken, würde der ebenso fleißigen wie vielseitigen Schauspielerin nicht gerecht. 

Wer Corinna Harfouch in Film, Fernsehen oder Theater sieht, kann kaum glauben, dass sie zunächst an der Schauspielschule abgelehnt wurde. Erst nach einer Ausbildung zur Krankenschwester nahm sie die staatliche Schauspielschule der DDR an. Es folgten bald große Erfolge auf der Theaterbühne unter Regie-Stars wie Heiner Müller oder Frank Castorf. Aber auch vor der Kamera brillierte Corinna Harfouch. Sie ist in der Lage, komplexe Figuren glaubhaft darzustellen und ihnen psychologische Tiefe zu verleihen. Dabei reicht ihr Repertoire von tragischen Figuren bis zu komischen Charakteren – so verzauberte sie etwa ein junges Publikum als überdrehte Hexe in den „Bibi Blocksberg“-Filmen. Wir werfen einen Blick auf die besten Filme der Schauspielerin, was angesichts einer dreistelligen Anzahl von Film- und TV-Produktionen, in denen sie zu sehen war, gar nicht so einfach ist.

Die Top-Filme mit Corinna Harfouch

1. Der Untergang (2004)

Der atmosphärisch dicht erzählte Film beschreibt die letzten Tage des Dritten Reichs im Berliner Führerbunker. Viel Lob erhielt von Kritikern Bruno Ganz für seine Verkörperung von Adolf Hitler. Dagegen ist die ebenfalls hervorragende schauspielerische Leistung von Corinna Harfouch etwas in den Hintergrund geraten. Diese spielt in dem von Oliver Hirschbiegel inszenierten Werk Magda Goebbels. Die Frau des Reichspropagandaleiters legt sie so überzeugend als gleichermaßen fanatische wie tragische Figur an, die lieber ihre Kinder tötet, als diese in einer Welt ohne die Herrschaft des Nationalsozialismus aufwachsen zu lassen, dass dem Publikum beim Zuschauen eiskalte Schauer über den Rücken laufen.

2. Sterben (2024)

Mit dem Thema Tod beschäftigt sich auch der 20 Jahre später erschienene und von Matthias Glasner inszenierte Film „Sterben“. Allerdings handelt es sich hier nicht um ein Geschichts-, sondern um ein Familiendrama. In diesem spielt Corinna Harfouch die schwerkranke Seniorin Lissy Lunies. Ergreifend ist dabei das intensive Zusammenspiel mit Lars Eidinger als Lissys Sohn Tom. Mit zum Cast gehört übrigens auch Harfouchs echter Sohn Robert Gwisdek, der Toms Freund Bernard spielt. Für ihre Leistung erhielt Corinna Harfouch den Deutschen Filmpreis.

3. Lara (2019)

In „Lara“ weiß Corinna Harfouch ein weiteres Mal in der Rolle einer schwierigen Mutterfigur zu gefallen. Hier spielt sie Lara Jenkins, die ihren Sohn – der ausgerechnet an ihrem 60. Geburtstag sein erstes Konzert als Pianist gibt – musikalisch ausgebildet, aber gleichzeitig immer wieder verunsichert hat. Dabei beeindruckt Harfouch einerseits mit der intensiven Präsenz ihrer Figur, verleiht ihr gleichzeitig aber auch eine tragische Note. Das sorgt dafür, dass den Zuschauern die eigentlich nicht besonders sympathische Figur nahegeht. Mehrere Auszeichnungen – unter anderem den Preis der deutschen Filmkritik – waren der Lohn für diese schauspielerische Glanzleistung.

4. Das Versprechen (1994)

Das von Margarethe von Trotta inszenierte Drama zeigt, wie sich Politik und Privatleben durchdringen und beeinflussen können. 1961 plant Sophie mit ihrem Freund die Flucht aus der DDR. Doch diese gelingt nicht beiden, sodass das Liebespaar durch die Berliner Mauer getrennt wird. Vor allem die hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Corinna Harfouch und Meret Becker – die Sophie in unterschiedlichen Lebensphasen verkörpern – sorgen dafür, dass „Das Versprechen“ weder zu politisch-trocken noch zu melodramatisch-kitschig wird.

5. Freigesprochen (2007)

Freigesprochen ist eine Geschichte über Schuld und Lüge. Thomas Hudetz (Frank Giering) arbeitet als Fahrdienstleiter bei den Österreichischen Bundesbahnen in einem kleinen Provinzort. Eines Tages kommt Anna, die sich am Bahnhof gerade von ihrem Verlobten Ferdinand verabschiedet hat, zu Thomas ins Wärterhäuschen. Die beiden kennen sich seit langem und unterhalten sich, schließlich küssen sie sich. Dadurch abgelenkt, vergisst Thomas jedoch ein Signal zu geben – mit fatalem Ausgang.

6. Das Mädchen mit den goldenen Händen (2021)

In dem Drama will Lara (Birte Schnöink) ihre Mutter Gudrun (Corinna Harfouch) zu ihrem 60. Geburtstage besuchen. Während die Mutter in ihrem Dörfchen eine engagierte und beliebte Nachbarin ist, konnte sie zu ihrer Tochter nie die Empathie und Nähe aufbringe. Ein Glück, dass Laras Ziehvater Werner (Peter René Lüdicke) sich immer aufopfernd um sie gekümmert hat. Auf der Geburtstagsfeier eröffent ihr Bürgermeister (Jörg Schüttauf), dass das Kinderheim an einen westdeutschen Investor verkauft werden soll. Für Gudrun ist das eine Katastrophe, die von nun an alles tut, um das zu verhindern. Dann eskaliert die Lage völlig. 

7. Vera Brühne (2001/2008)

Dass Corinna Harfouch auch ganz andere Charaktere glaubhaft verkörpern kann, beweist sie mit dem Fernsehfilm „Vera Brühne“, in dem sie die Titelrolle einer attraktiven Mordverdächtigen spielt. Das von Hark Bohm inszenierte Werk zeichnet einen echten Kriminalfall nach, der in den 1960ern für Schlagzeilen gesorgt hatte. Empfehlenswert ist dabei die 2008 neu geschnittene dreistündige Fassung, die das ursprünglich 290 Minuten lange Original von einigem Ballast befreit. Hier kommt auch Corinna Harfouchs schauspielerische Leistung besonders gut zur Geltung, für die sie den Deutschen Fernsehpreis bekam.

8. Der Fall Bruckner (2014)

In diesem Sozialdrama beschäftigt sich Regisseur Urs Egger mit dem Thema Kindesmisshandlung. Im Mittelpunkt steht dabei die Sozialpädagogin Katharina Bruckner. Die muss nicht nur den strapaziösen Job und ihr schwieriges Privatleben unter einen Hut bekommen, sondern sich auch gegen Verleumdungen wehren. Dass alles so authentisch und nicht wie auf dem Reißbrett entworfen wirkt, ist auch dem nuancierten und dennoch völlig natürlich wirkenden Schauspiel von Corinna Harfouch in der Rolle von Katharina Bruckner zu verdanken. Als Lohn gab es dafür 2015 den renommierten Grimme-Preis.