Polizeiruf 110 am Sonntag

Die Liebe in grauen Mauern

21.08.2014, 08.03 Uhr
von Detlef Hartlap
Wer rettet hier wen? Sandra Hüller und Matthias Brandt im Straßenverkehr.
Wer rettet hier wen? Sandra Hüller und Matthias Brandt im Straßenverkehr.  Fotoquelle: BR/Erika Hauri

Ein Krimi als Romanze. Oder umgekehrt: Ein Liebesspiel als ­Kriminal­fall. Der bayerische Polizeiruf 110 sprengt einmal mehr die Grenzen der Sonntagsware im Fernsehen und wirkt nach: Hätte er doch... Hätte sie doch...

Wie bei jedem guten Liebesfilm steht am Ende nicht die wohlfeile Erfüllung, sondern eine Sehnsucht: Das kann noch nicht alles gewesen sein. Sie & er, das sind Sandra Hüller und Matthias Brandt, die in "Morgengrauen" (Buch und Regie Alexander Adolph) alle Momente vom coup de foudre, der Liebe auf den ersten Blick, bis zur Erkenntnis, es versaubeutelt zu haben, durchspielen. Sie machen das großartig, auch weil sie, obwohl beide mittleren Alters, wie Teenies aufeinander abfahren.

Berufsbedingte Deformation

Indes, das Leben hat sie in eine grausige Umgebung gepflanzt. Sie als Abteilungsleiterin in eine Justizvollzugsanstalt mit hoher Selbstmordrate, ihn zur ­Mordkommis­sion. Und wie sie die immer gleichen grauen Gänge bewältigen, die trostlosen Bürositzungen mit abgefeimten Kollegen (stark: Axel Milberg), ahnt der Zuschauer, dass es die ­Liebenden in ihrer berufsbedingten Deformation nicht leicht miteinander haben werden.

Nach einem Gustav-Mahler-Liederabend sagt Brandt, er schätze bei Mahler die Kraft der abgewiesenen Männer, sich wieder aufzurichten. Er selbst bleibt, abgewiesen, ein Häufchen Elend.

Das könnte Sie auch interessieren