Tatort am Sonntag

Krank wie Boerne, fit wie Heino

18.09.2014, 09.08 Uhr
von Detlef Hartlap
Genervt: Jan Josef Liefers mit Josef Ostendorf in "Mord ist die beste Medizin".
BILDERGALERIE
Genervt: Jan Josef Liefers mit Josef Ostendorf in "Mord ist die beste Medizin".  Fotoquelle: WDR/Filmpool Fiction/Wolfgang Ennenbach

Der neue Münster-Tatort heißt "Mord ist die beste Medizin". Ist das so? Zumindest kann ein richtiger Mord von großen eingebildeten Krankheiten ablenken und erst recht von den müßigen Freuden des Alltags.

Thiel (Axel Prahl) möchte lieber Alberichs Geburtstag feiern als auf ein Mädchen namens Mia eingehen, das einen mysteriösen Vorfall (womöglich Mord?) im Botanischen Garten melden will.

Herr Professor, wir leiden mit Ihnen!

Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) dia­gnostiziert sich derweil selbst und landet auf der Krebsstation. Dort hat er weniger unter seiner Leber zu leiden als unter Zimmergenossen – dem unentwegt Schlager hörenden Uli und dem Rapper Bischudo. Herr Professor, wir leiden mit Ihnen! Doch als sich zeigt, dass Mia tatsächlich eine gute Beobachterin ist und es durchaus Mord gewesen sein könnte, wird der Spürhund in Thiel und Boerne von der Leine gelassen. Beste Medizin!

Ein seriöser Fall? Beinahe. Nach vielen Slapstick-Abenteuern, die ­voriges Jahr in einem Haftaufenthalt Boernes gipfelten, geht es hier, ungeachtet des launigen Titels, um ein prinzipiell ernstes Thema: Verwässerung von Medikamenten um des Profits willen und zu Lasten der Patienten. So kommt es, dass sich Schlager-Uli trotz Chemotherapie fit wie Heino fühlt. So kommt es, dass die gewissenhafte Dr. Süßmilch die rätselhaften Vorgänge in ihrer Klinik zu ­hinterfragen beginnt.

Mittelprächtige Spaßebene

Das Geschehen und sein pharmazeutischer Hintergrund liegen bemerkenswert nah bei Kriminalromanen, wie sie der Schotte Ken McClure schreibt. Was dort aber erregende, ja unheimliche Dimensionen annimmt, wird von den Publikumsmatadoren Liefers/Prahl auf einer mittelprächtigen Spaßebene verjuxt. Man sieht es ihnen nach. Zu viel Spannung im Tatort, wäre das nicht ein bisschen wie ein ­Ausbruch von Ebola auf dem "Traumschiff"?

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