Polizeiruf 110

Zu viel Raum um Olga Lenski

12.04.2016, 06.00 Uhr
Action in der Oder-Niederung: Olga Lenski und Adam Raczek kommen wie so häufig zu spät.
BILDERGALERIE
Action in der Oder-Niederung: Olga Lenski und Adam Raczek kommen wie so häufig zu spät.  Fotoquelle: rbb/Christoph Assmann

Die Oder gehört, wenn sie nicht gerade Hochwasser trägt, zu den stillen Strömen. 854 Kilometer Langeweile von der Quelle in Tschechien bis zur Mündung in die Ostsee.

Sanft strecken die Ufer ihre spitzen Landzungen in den Wasserlauf, wo Fischer in Nachen ihre Netze auswerfen.

Im Polizeiruf Der Preis der Freiheit werden schöne Aufnahmen von der Oder gezeigt, vom Lande oder aus der Luft; am liebsten würde man gleich hinfahren und die Landschaft in sich aufsaugen, die einen ersten Hauch östlicher Weite atmet.

Aber der Film, um den es geht, zieht sich hin wie 854 Kilometer Langeweile. Nicht dass es an Bemühungen fehlen würde, Dramatik zu erzeugen. Es wird gestorben (eine junge Polizeipraktikantin), es wird finster gedroht (Gangster, die nach Gangstern aussehen), es werden reihenweise Wundmale auf nackte Haut gebrannt, und auch die Nazizeit darf in Gestalt von Erinnerungen nachwirken.

Alles da. Nichts passt zusammen.

Seit Olga Lenski (Maria Simon) nicht mehr mit dem dicken Krause (im Ruhestand) ermittelt, sieht es so aus, als gehe sie in dem vielen Raum ohne ihn verloren. Zwar stimmt sie für ihre Tochter ein allerliebstes Lied an ("Die alten Geschichten"), aber auch das übertüncht nur den Mangel an Handlung, so wie auch der treudoofe Basset im Polizeirevier.

Vorbild für den Film ist eine deutschpolnische Polizeitruppe (GZ) im Örtchen Swiecko (Schwetig, Woiwodschaft Lebus), wo 44 deutsche und 25 polnische Beamte auf Verbrecherjagd gehen. Seltsam, die Polizisten in Swiecko sind überzeugt, ihr Arbeitsleben sei wesentlich spannender als der Polizeiruf.

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