Sonntag am Tatort

"Tatort: Die chinesische Prinzessin" - Thiel und Boerne weit unter Form

05.04.2015, 07.30 Uhr
von Detlef Hartlap
Die chinesische Künstlerin Songma (Huichi Chiu) wurde in der Nacht nach ihrer Ausstellungseröffnung ermordet – und Prof. Boerne lag bewusstlos neben ihr.
BILDERGALERIE
Die chinesische Künstlerin Songma (Huichi Chiu) wurde in der Nacht nach ihrer Ausstellungseröffnung ermordet – und Prof. Boerne lag bewusstlos neben ihr.  Fotoquelle: WDR/Thomas Kost

Wer auf Spannung erpicht ist, muss bis Ostermontag warten. Der Sonntagstatort ist die Wiederholung einer Folge vom Oktober 2013, die seinerzeit im allgemeinen Münster Tatort-Rausch von Tagespresse wie auch in Facebookkreisen überschätzt wurde.

Wenn Jan Josef Liefers als Professor Boerne anfängt, seine Assistentin Alberich beim richtigen Namen zu nennen, Frau Haller, dann stimmt was nicht. Dann haben sich in Münster die Fundamente verschoben. Vordem beruhten sie daraus, dass Boerne den Betriebsschnösel gab, der Alberich mit den Wonnen der Arroganz zu triezen beliebte.

Biertrinker mit Prollwampe

Auch Kommissar Thiel (Axel Prahl) bekam die Boerne'schen Selbstüberhebungen regelmäßig zu spüren, wie das halt vorkommt, wenn Kultur- und Genussmensch (Boerne) vom Bildungshügel herabsteigt und auf einen wie Thiel trifft, den Biertrinker mit Prollwampe und einer ins 21. Jahrhundert gewendeten Schimanskijacke.

Doch diesmal fliegen sie nicht, die Münster-Fetzen. Boerne schmeißt sich in "Die chinesische Prinzessin" an die Künstlerin Songma heran, was für ihn in Kokain-Kater, Gedächtnisverlust und andere Dreibarstigkeiten mündet, darunter Mord. Armer Boerne. Die spießige Botschaft lautet: Exotische Frauen sind des Teufels und Verliebtheit macht blind - das hat er nun davon.

Thiel ist nicht verliebt, schon gar nicht in seine ewige Assistentin Nadeshda (Friederike Kempter), und doch glaubt er ihr in einer besoffenen Nacht ungebührlich nahe gekommen zu sein. Während er in einem fort rumdruckst, denkt Nadeshda: Ach Gottchen und lacht sich schlapp.

Nie war der Münster-Tatort lächerlicher

Aus diesem wenig prickelnden Exposé, das unter dem gewohnten Münsterniveau liegt, ergeben sich Räuberpistolen, wie sie sonst im Vorabendprogramm reihenweise über die Hafenkante geschubst werden: Chinesischer Geheimdienst, katzbuckelnde Diplomatie, lebendige Triadenwesen, tote Triadenwesen, ein geknickter Boerne in Gefängniskluft. Die Tatort-Banausen von Spiegel-Online erkannten darin eine "Rückkehr zur Seriosität". Nie war der Münster-Tatort lächerlicher.

Am Ende muss Thiel die Backen aufblasen, um der tumben Story ein Alibi zu verschaffen: "Aber doch nicht bei uns in Münster!"

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