Krimi am Sonntag

"Tatort: Grenzfall": Zeitreise auf der Thaya

08.03.2015, 08.00 Uhr
von Detlef Hartlap
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) diskutieren den rätselhaften Todesfall an der österreichisch-tschechischen Grenze.
BILDERGALERIE
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) diskutieren den rätselhaften Todesfall an der österreichisch-tschechischen Grenze.  Fotoquelle: ARD Degeto/ORF/Allegro Film/Milenko Badzic

Grenzüberschreitend war der Tatort schon immer. Mit dem "Taxi nach Leipzig" fing, Jahrzehnte vor der Wiedervereinigung, alles an. Inzwischen wirkt der Tatort sogar zeitüberschreitend.

Die Folge "Grenzfall" aus Österreich zeigt, wie das Zurück-in-die-Zukunft-Prinzip funktioniert. Er zeigt auch, dass die Jetztzeit selbst in Farbe ziemlich blass aussieht gegen die schwarz-weißen Schrecken des Kalten Krieges.

Alles noch eine Nummer vertrackter

Vor ein paar Wochen durften im Bodensee-Tatort zwei Zeitebenen ineinanderfließen, die gescheiterte Badener Revolution von 1848 mit der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff als Randfigur und ein sehr heutiger Weinskandal, der noch dazu einem realen Fall nachempfunden war.

Diesmal, bei Frau Adele Neuhauser und Herrn Harald Krassnitzer, den bewährten Wiener Ermittlern Fellner und Eisner, ist alles noch eine Nummer vertrackter, aber auch spannender.

Wie kommt eine Kugel aus einer CSSR-Waffe der Sechzigerjahre in einen Hundeknochen aus der Altsteinzeit? Wieso ist es für einen gutmenschlich-jovialen Öko-Bauern eine Bedrohung, dass sich am Ufer der Thaya in Niederösterreich ein Archäologen-Team aus Wien breitgemacht hat? Und warum ist die Vergangenheit in einem landschaftlich reizvollen Waldgebiet derart vergiftet, dass alle Teppiche wie festgeklebt wirken, damit nur ja niemand drunter nachschauen kann?

Auch der "Grenzfall" hat ein Vorbild in der Wirklichkeit. Rupert Henning, Regisseur und Autor der Folge, hat vor Jahren für den Rundfunk darüber berichtet.

Ein Tscheche ist zu Tode gekommen

Die Story: Auf der Thaya, dem schmalen Grenzfluss zwischen Österreich und Tschechien, gleitet ein Paddler daher. Das kommt heutigentags öfter vor. Seltener ist, dass er kentert, in den Fluten versinkt und sich nicht mehr wiederbeleben lässt. Ein Tscheche ist zu Tode gekommen. Das soll ein Fall sein?

Und ob! Wien zeigt sich beunruhigt, Prag noch viel mehr. Wird da etwas aufgerührt? Eisner, Fellner, dazu eine unbeugsame tschechische Kollegin namens Tomasova (Darina Dujmic) sowie eine pfiffige Archäologin (sehenswert: Andrea Clausen) sorgen dafür, dass alte Schuld nicht ganz und gar ungesühnt bleibt.

Ost-Flüchtlinge in die Irre geleitet

An der Thaya-Grenze wurden einst Ost-Flüchtlinge in die Irre geleitet und geheimdienstlich ausgeweidet, ein Vorgang, bei dem für die braven Bürger im freien Österreich ein paar Penunzen abfielen.

Das ist mehr als eine Peinlichkeit, wie auch der Öko-Bauer Karger erfahren muss, in dem wir Lukas Resetarits wiedererkennen, den einstigen Inspektor Kottan. Auch er kehrt in die Zukunft zurück. Noch eine Zeitreise.

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